Gärtnerin mit Spielwitz

■ Schulzentrum Rübekamp führt Mozart-Oper auf

Wenn ein Bremer Schulzentrum eine Oper aufführt, so geschieht das trotz Bremens Schulpolitik. Wie soll ein Orchester reifen, wenn das System der Schulzentren mit häufigen Schulwechseln eine kontinuierliche Arbeit unmöglich macht? Wenn dauernd der Musikunterricht ausfällt?

Opernprojekte verschiedener Bremer Schulen haben in den letzten Jahren das Doppelrisiko, sich mit Gesang und Schauspiel einzulassen, einfach halbiert. Die Musik kam vom Band, man beschränkte sich auf das Spielen. Sehr mutig hingegen hat sich am

Freitag im Schlachthof die Aufführung der schwierigen Mozart -Oper „Gärtnerin aus Liebe“ vollem Risiko ausgesetzt. Das „Opernensemble Rübekamp“ unter der Leitung von Ingrid Galette-Seidl bot samt dem „Botanischen Opernorchester“ eine hervorragende Leistung.

Im ausverkauften Schlachthof gab es italienische Verhältnisse. Bravos nach jeder Arie, Szenenapplaus und überschäumende Begeisterung am Schluß. Selbstverständlich waren keine ausgebildeten Stimmen zu hören. Dafür versteht man bei den nicht

ausgebildeten den Text besser.

„Die Gärtnerin aus Liebe“ gilt nicht als eine der großen Mozartopern. Entsprechend lieblos wird sie meist inszeniert. Diese Aufführung aber bezauberte mit Spielwitz und Schwung. Das lag sicher auch daran, daß nicht der bei uns übliche geglättete Text benutzt wurde, sondern eine intelligent -komische Übersetzung von Ernst Legal und Hans Henny Jahnn, die bisher nur in der DDR bekannt war. Nur mit ihr kann die anspielungsreiche Musik Mozarts in ihrem ganzen Witz erfaßt werden. Andreas Lieber