KUNST OHNE KUCKER

Wie ausgepeitschte Sträflinge hockten am Freitag abend die vier jung-dynamischen Galeristen, ein Ex-Maschinist, ein Ex -NVAler, ein Ex-Werkzeugmacher und ein Ex-Student in ihrer neueröffneten Pankower Galerie „Galere 222“, weil niemand, absolut niemand, bei der Gründungsveranstaltung ihres „Galeren-Rudervereins e.V.“ mit ablegen wollte. Weder ließen sich trotz der unmittelbaren Nähe zum Grenzübergang Bornholmer Straße die berüchtigten Westberliner Weißweinschnapsnasen und plappernden Martiny-Gläser in der Finnlän Dischen Straße 15 blicken, was wohl am Eröffnungsspiel zur Fußballweltmeisterschaft lag, noch schwammen neukapitalisierte Ost-Kunstmakler in die Galerie, weil die Straßen vom Regen längst überflutet waren. Hinter dem Ofen hervor lockte nicht einmal die Ankündigung, daß die vier Aussteller sich von den schmiedeeisernen Ketten der Kunstdarbietung losreißen und, quasi als Piratenhäppening, ein Original-Trak-Wendisch-Bild - eine Bauzaunbemalung aus Zeiten sozialistischer Hauptstadtverschönerung, die nach einer Direktive aus dem Jahr 1985 viel Künstler zu viel öffentlichem Pinselspiel greifen hieß - überschmieren würden, das sie in einer Nachtundnebelaktion eigenhändig geklaut hatten.

Wann die Galere endgültig geentert werden wird, ließen die vier im dunkeln, angesichts des abgesoffenen Publikums. Dabei hängen dort immerhin allerliebste selbstgemalte Bilder unter dem Motto „Rudern im Sud“ - aber offenbar: was ein rechter feuriger Ex-Spartakist ist, scheut nunmehr das Wasser. Übrigens soll ja auch der Ruderbootsverleih an den Havelseen schon massive Einbußen erlitten haben.

rola