Regen in Berlin ohne Sperrstunde

■ Am Wochenende fiel den Berlinern der Himmel auf den Kopf / Meteorologen maßen stärksten Dauerregen seit zwölf Jahren / Bleibt Prince trocken?

Berlin. Ganz im Zeichen des Gummistiefels stand die Stadt an diesem Wochenende. Seit Freitag maßen die Meteorologen der FU in Dahlem mehr als 100 Liter Niederschlag pro Quadratmeter und Tag, während sonst an einem Juni-Regentag durchschnittlich nur 64 Liter niedergehen. So stark geregnet hat es zuletzt im Jahre 1978, meinten die Wetterfrösche. Der zukünftige Bürger als Metropolit quittierte dies mit WM -Stubenhocken, einer längeren Sitzung im Wartezimmer des Dr. Schiwago, Dauerbusfahren bei beschlagenen Scheiben sowie mit häuslicher Zwangskommunikation. Die Telefonseelsorge erklärte auf Anfrage allerdings, es habe kaum mehr akute Fälle von Lebenskrisen gegeben als beim üblichen Wochenend -und-Sonnenschein. Andererseits waren mehrere von der taz konsultierte PsychologInnen wegen eigenen Frustes nicht zu erhellenden Interviews in der Lage. Zwar atmeten die Stadtflora und unzählige Pollenallergiker auf, doch die Feuerwehren verzeichneten dafür im Gegenstrom mehr als 200 Einsätze. Auch fielen einige Freiluftveranstaltungen aus. So beispielweise der erste ost-westliche „Umweltmarkt“ am Wannsee, wo insbesondere die PilotInnen in den „Solar -Rennbooten“ das Nachsehen und Hand-Abschöpfen hatten. Ebenfalls abgesagt wurden das Volksfest zum 100jährigen Jubiläum des Urban-Krankenhauses in Kreuzberg und die Berliner Bahn-Meisterschaften der Radamateure auf der Radrennbahn Schöneberg. Tapfer durch hielten aber die KollegInnen Rennradler auf der Straße.

Auch temperaturmäßig hatte der ozonlochverwöhnte Bürger Grund zur Beschwerde und zur konstruktiven Abwehr mittels naturbelassenen Einknöpffutters. Pünktlich und bauernregelmäßig meldete sich nämlich die traditionelle, gleichwohl seltene „Schafskälte“ inklusive Tiefdruckwirbel „Claudia“. Zusammen sorgten sie für Temperaturstürze auf nur 14 Grad am Samstag.

Gestern dann schlagzeilte die telefonische Wetteransage: „Wetterumschwung!“ Da „Claudia“ sich schon in Richtung Osten verabschiedet hatte, lag die Niederschlagswahrscheinlichkeit am Sonntag abend nur noch bei 60 Prozent. Allerdings hieß das: Entweder es regnete oder nicht. Heute soll es bei Temperaturen bis zu 20 Grad wechselnd heiter und wolkig sein, dennoch sind vereinzelt noch Niederschläge möglich. Doch sind die Aussichten gut, daß Prince am Dienstag ohne Purple oder sonstigen Rain die Waldbühne vollspielt.

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