Kleinklein ohne Phantasie

■ Glanzloser 2:0-Sieg Kolumbiens gegen Arabische Emirate beunruhigt Beckenbauer, aber die Repräsentanten von nur 400 aktiven Fußballern hielten sich beim ersten Auftritt wacker

Bologna (taz) - Franz Beckenbauer war in der Halbzeit vor allem von den Vereinten Arabischen Emiraten angetan. „Sie spielen gut mit“, wunderte er sich, „haben vorne zwei schnelle Leute und hätten eigentlich 1:0 führen müssen.“ Eine Aussage, die sich sich vor allem auf die letzten drei Minuten vor der Halbzeit bezog.

Da überraschte der beste Stürmer auf dem Platz, der wieselflinke Al Talijani, den wanderlustigen Torhüter Rene Higuita zuerst mit einem vehementen Fernschuß, den dieser gerade noch abklatschen konnte, da er zu seinem Glück gerade mal in seinem Tor stand, kurz darauf mußte sich Higuita wagemutig in eine gefährliche Flanke Al Talijanis werfen und Sekunden später fehlten bei einem Flachschuß desselben Angreifers nur wenige Zentimeter am Torerfolg. Sein Linksschuß aus acht Metern fluschte knapp am rechten Pfosten vorbei.

Auch sonst machten die braven Amateure aus den Emiraten, wo es insgesamt nur 400 Fußballspieler gibt, keinen schlechten Eindruck, in der zweiten Halbzeit ließ dann allerdings die Konzentration der Mubaraks und Abdulrahmans nach und Kolumbien konnte seine technische Überlegenheit in zwei Tore ummünzen.

„Die Kolumbianer beunruhigen mich“, meinte Beckenbauer zur Pause, „sie spielen wie in einem Trainingsspiel. So können sie doch nicht weitermachen.“ Langsam und fast immer kurzpaßmäßig durch die Mitte, verlief ihr Spielimmer wieder im Sande und wurde nur dann gefährlich, wenn die Araber einen ihrer gelegentlichen Böcke schossen. So auch beim 1:0 in der 52. Minute, als die Abseitsfalle mißlang, Alvarez nach innen flankte und Bernardo Redin ungestört ins Tor köpfen konnte.

Eine ziemliche Enttäuschung war besonders der rotblonde Mittelfeld-Rasta Carlos Valderrama, der erkennen ließ, warum er im französischen Montpellier anfangs so große Schwierigkeiten hatte. „Der spielt ja nur Kleinklein“, stellte der Teamchef entsetzt fest, erkannte aber denoch den „hervorragenden Fußballer“ in Valderrama. Ein Lob, das dieser in der 85. Minute unterstrich. Bei einem Konter hatte er plötzlich jede Menge Raum, umkurvte noch zwei Gegner, schaute kurz und schoß mit einem Aufsetzer ruhig und routiniert das 2:0.

Kolumbiens Trainer Maturana war hinterher sehr zufrieden mit dem Resultat, „nicht ganz zufrieden“ mit der Leistung: „Es fehlte die Phantasie.“ Franz Beckenbauer aber dürfte mit der endgültigen Gewißheit zurück nach Erba gefahren sein, daß die Bundesrepublik tatsächlich die leichteste aller Gruppen erwischt hat.

Matti Lieske

VER. ARAB. EMIRATE: 17 Faraj - 19 Eissa Meer Abdulrahman (74./19 Sultan), 20 Hussain Mohamed, 2 Khaleel Ghanim Mubarak, 15 Ibrahim Meer Abdulrahman - 14 Khamees Mubarak, 10 Talyani, 3 Jumaa, 6 Abdulrahman Mohamed Abdullah, 12 Abbas - 7 Fahad Khamees Mubarak (58./11 Bilal)

KOLUMBIEN: 1 Higuita - 4 Villa, 15 Perea, 2 Escobar, 3 Gildardo Gomez - 14 Alvarez, 10 Valderrama, 8 Gabriel Gomez, 11 Redin, 19 Rincon - 16 Iguaran (75./7 Estrada)

ZUSCHAUER: 30.791

TORE: 0:1 Redin (51.), 0:2 Valderrama (86.)