Miriam Makeba ist wieder in Südafrika

Nach 31 Jahren Exil ist Miriam Makeba erstmals auf südafrikanischen Boden zurückgekehrt  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Als ich gestern auf dem Weg ins Büro „Metro 576“, den Johannesburger Musiksender für Schwarze, einstellte, war sie da: „Mama Afrika“, Miriam Makeba, die Königin schwarzer Musik in Südafrika. Einen Makeba-Klassiker nach dem anderen spielte der Discjockey. Denn in den frühen Morgenstunden war Südafrikas bekannteste Musikerin nach 31 Jahren Exil endlich heimgekehrt.

„Meine Nabelschnur ist in dieser Erde begraben“, sagte Makeba bei ihrer Ankunft. „Ich wollte immer nach Hause kommen - hier ist meine Heimat, hier ist meine Mutter 1960 gestorben.“ Seit einer Woche habe sie in Erwartung der Einreisegenehmigung nicht mehr geschlafen. „Als ich ein Visum beantragte, sagte man mir, daß mein Name unter unerwünschten Apartheidsgegnern gespeichert sei. Ich konnte nie verstehen, warum man mich nicht nach Hause ließ. Ich habe nie jemanden umgebracht.“ 1932 in Johannesburg geboren trat Makeba erstmals in den fünfziger Jahren mit der südafrikanischen Gruppe „The Manhatten Brothers“ auf. Nach einem Auftritt in dem Film Come Back Africa wurde sie von Belafonte, dem schwarzamerikanischen Sänger, in die USA eingeladen. In den darauffolgenden Jahren machte sie international Karriere. Doch als sie 1968 den amerikanischen Black-Power-Aktivisten Stokely Carmichael heiratete, wurden ihre Konzerte abgesagt und Verträge mit Plattenfirmen gekündigt.

Inzwischen ist ihr jedoch ein internationeles Comeback gelungen. Schon in den sechziger Jahren wurde Makebas südafrikanische Staatsangehörigkeit annulliert, nachdem sie sich öffentlich gegen die Apartheid ausgesprochen und dem ANC angeschlossen hatte. Ihre Lieder wurden vom staatlich kontrollierten Radio verboten, obwohl der Verkauf ihrer Platten weiterhin erlaubt war. Trotz des Exils stieg die Zahl ihrer Anhänger. Bei Auftritten in Simbabwe und Botswana zogen Tausende von Fans aus Südafrika in die Nachbarländer, um sie zu hören.

Bei ihrem ersten Besuch werden ihre Fans Makeba noch nicht live erleben können. „Ich glaube, ich werde glücklicher sein, wenn ich zurückkomme, um vor meinem Volk zu singen“, sagte sie. Diesmal werde sie sich auf Familienangelegenheiten konzentrieren. „Ich werde am Grab meiner Mutter niederknien und ihr sagen, daß ich zurückgekommen bin.“