Greenpeace- Plakate zensiert

■ Auf großen Werbeflächen wollte Greenpeace die Manager von Ozonkiller-Firmen anklagen

Berlin (taz) - Einen Fehlstart erlebte am Wochenende die Umweltorganisation Greenpeace mit ihrer bundesweiten Plakat -Aktion gegen die „Hauptverantwortlichen für den bundesdeutschen Beitrag zum Ozonloch“. Eine der größten Firmen für Außenwerbung, die „Gesellschaft für visuelles Marketing“ (AWK) in Koblenz weigert sich nach einer Intervention des Chemieriesen Hoechst, in einer Reihe von Großstädten, ein von Greenpeace hergestelltes Plakat des Grafikers Klaus Staeck zu kleben.

Unter der Balkenüberschrift „Alle reden vom Klima - wir ruinieren es“ sind auf dem für sogenannte Großflächen vorgesehenen Plakat die Konterfeis der Chefs der beiden bundesdeutschen Fluorkohlenwasserstoff(FCKW)-Produzenten Hoechst AG und Kali-Chemie, Wolfgang Hilger Cyril van Lierde abgebildet.

FCKWs sind maßgeblich für die Zerstörung der Ozonschicht verantwortlich und leisten auch einen Beitrag zum Treibhauseffekt. Nach Greenpeace-Angaben hat AWK am Freitag damit begonnen, bereits geklebte Plakate in Hamburg wieder zu entfernen.

Greenpeace, das die Aktion selbst zuvor als „ungewöhnlich“ bezeichnet hatte, möchte erreichen, daß „diejenigen, die persönlich für die Zerstörung des Weltklimas und der Ozonschicht verantwortlich sind, als 'Personen des Zeitgeschehens‘ aus dem Schatten ihrer Aufsichtsräte, Vorstände und Firmenidentitäten heraustreten und Farbe bekennen“.

Es gehe auch darum den fälschlich als „Ausstieg“ aus der FCKW-Produktion dargestellten Umstieg auf „chemisch etwas weniger gefährliche, aber langfristig und insgesamt gesehen genauso zerstörerische Ersatzstoffe“ als Etikettenschwindel zu entlarven.

Auf dem Plakat wird auch Bundesumweltminister Klaus Töpfer genannt, der sich „immer noch“ weigere, die FCKW-Produktion zu verbieten. Mit seiner „FCKW-Verbotsverordnung“ habe Töpfer die Öffentlichkeit über das wahre Ausmaß der laufenden FCKW-Produktion getäuscht und den Eindruck erweckt, das Problem sei gelöst, heißt es in einer Greenpeace-Erklärung.

Töpfer hatte sich ebenfalls am Freitag zufrieden zu den Ergebnissen der Luxemburger Tagung der EG-Umweltminister geäußert. Man habe sich auf eine „progressive Haltung“ der EG für die Londoner Folgekonferenz des Montrealer Protokolls zum Schutz der Ozonschicht Ende Juni geeinigt, meinte Töpfer. Bis 1997, spätestens jedoch bis zum Jahr 2000 solle die Produktion und die Verwendung von FCKWs weltweit verboten werden.

Der Greenpeace-Klimaexperte, Wolfgang Lohbeck, erklärte, man werde die „Willkür-Maßnahme“ gegen die Plakat-Aktion nicht hinehmen und „mit allen Mitteln“ versuchen, die veröffentlichung des Großflächenplakats zu erreichen. AWK schütze juristische und moralische Bedenken vor, scheue sich gleichzeitig aber nicht, ihre Flächen für Alkohol-/Nikotin -Werbung und Autos zur Verfügung zu stellen.

Gerd Rosenkranz