Berufsschullehrer arbeitslos

■ Bildungsbehörde läßt 45 Zeitarbeitsverträge auslaufen / Abwanderung in andere Bundesländer

Für 45 LehrerInnen an Bremer Berufsschulen werden die nächsten Sommerferien länger als ihnen lieb ist. Pünktlich zum Schuljahresende laufen nämlich die Zeitverträge aus, mit denen die Bildungsbehörde die gröbsten Lücken in den Berufsschulkollegien während der letzten Jahre geschlossen hatte. Nach dem Stellenplan des Bildungssenators werden im nächsten Schuljahr gerade mal 15 neue BerusschullehrerInnen eingestellt. Bereits jetzt fallen jedoch an den 22 Bremer Berufsschulen pro Woche 3.000 Unterrichtsstunden aus.

Von den betroffenen LehrerInnen werden etwa 20 den direkten Weg vom Lehrerzimmer in die Vermittlungskartei des Arbeitsamtes antreten, den übrigen PädagogInnen bleiben Festverträge über halbe Stellen. Sie fallen also nicht ganz so hart wie ihre arbeitslosen KollegInnen, die sich seit Jahren regelmäßig zum Schuljahreswechsel mit dem befristeten

Stellenglücksspiel über Wasser halten mußten.

„Wir wußten vor den Ferien nicht, ob wir nach den Ferien wieder einen Vertrag bekommen würden“, berichtet die 32jährige Wirtschaftslehrerin Eva Spiro von der alljährlichen Einstellungsprozedur. Sie arbeitet seit 1985 mit Zeitarbeitsverträgen, vom Sommer an steht sie beruflich gesehen - im Regen. „Kettenarbeitsverträge sind das, die nicht einmal mehr in der freien Wirtschaft ausgestellt werden dürfen“, beklagte die Pädagogin die Personalpolitik des Senats. Sie wird sich jetzt außerhalb Bremens nach einem neuen Job umsehen - nicht ohne Aussicht auf Erfolg.

Genau das - die Abwanderung qualifizierter Lehrkräfte sollte der Bremer Bildungssenator verhindern, wenn die Ausbildung an Bremer Berufsschulen nicht an Qualität verlieren soll. Die Gewerkschaft Erziehung und Wis

senschaft (GEW) fürchtet durch die massenhafte Abwanderung von BerufsschullehrerInnen um die Konkurrenzfähigkeit des Bremer Berufsbildungswesens. „Es ist ein Skandal, wenn der Senator die guten Leute vergrault“, erklärte Pit Spieß vom Personalrat Schulen. Bis 1995 werden 6.000 BremerInnen mehr in die Berufsschultüren drängen, als die Bildungsbehörde noch 1988 prognostiziert hatte.

Für die Gewerkschaft gibt es einen direkten Ausweg aus dem Stellendilemma. 1988 hatte der Senat nämlich 49 Stellen für die Kinder von AsylbewerberInnen geschaffen, die zwar vorübergehend, nicht aber generell durch den anvisierten „Einstellungskorridor“ des Bildungssenators finanziert werden sollten. Auch diese zusätzlichen LehrerInnen werden mittlerweile unter die 115 Lehrerstellen (davon 15 Berufsschulstellen) subsummiert, die Scherf bis 1995 schaffen darf.

Fielen sie aus dem „Korridor“ wieder heraus, wäre noch einmal Luft für neue BerufsschullehrerInnen.

Für Senatsdirektor Rüdiger Hoffmann stellt sich die Lage weniger dramatisch dar als für die bald arbeitslosen PädagogInnen. „Wir unterrichten an den Berufsschulen immerhin 10,5 von 12 anvisierten Pflichtstunden, damit liegen wir deutlich über dem Bundesdurchschnitt.“ Den Grund für die Aufregung der LehrerInnen und der Gewerkschaft kann der Bildungspolitiker kaum nachvollziehen. Es gibt nämlich auch im Bremer Berufsschulwesen eine Hintertür zur festen Stelle: Wenn eine BewerberIn mit einem konkreten Stellenangebot aus einem anderen Bundesland an die Tür des Senators klopft, dann wird - nach 14 Tagen Bedenkzeit in der Behörde - die Tür zur Festeinstellung in Bremen auf wundersame Weise geöffnet. Markus Daschner