Wer wird Weltmeister?

■ Eine weltumspannende Umfrage gibt Auskunft

P R E S S - S C H L A G Nachdem das breit und heftig diskutierte Referendum gegen die Jagd und die Pestizide vor einer Woche am Boykott der italienischen Ballermänner scheiterte - es beteiligten sich nur 43 statt der notwendigen 50 Prozent der Stimmberechtigten - schlug nun die 'Gazzetta dello Sport‘ zu. „Unser Referendum“ überschrieb sie süffisant ihre weltumspannende Umfrage in den WM-Ländern, wer denn wohl Fußball-Weltmeister werde. Das Resultat birgt keine Überraschungen: Italien natürlich (43 Stimmen), mit großem Abstand gefolgt von Brasilien (21).

Nur wenige der 84 befragten Größen aus Sport, Show und Politik, unter denen sich eine einzige Frau befand - die Emmanuelle-Darstellerin Silvia Kristel (Tip: Brasilien) mochten sich ein anderes Team zum Favoriten küren. Neben den tumb-braven Pflichterfüllern, den Staatspräsidenten Menem (Argentinien) und Jovic (Jugoslawien) sowie Lothar Matthäus (Deutschland) vor allem die wie stets größenwahnsinnigen Engländer, die sich selbst drei Stimmen gaben (Bryan und Bobby Robson, Sebastian Coe) und seltsamerweise noch den Präsidenten des Olympischen Kommitees Jugoslawiens auf ihre Seite ziehen konnten.

Den amtierenden Weltmeister Argentinien hat außer Menem nur noch der niederländische Trainer Leo Beenhakker ganz oben auf seiner Liste, dessen Mannschaft wiederum brachte es ebenso wie die Deutschen auf sechs Stimmen. Als Holland-Fans entpuppten sich Beenhakkers dankbarer argentinischer Kollege Carlos Bilardo, der österreichische Tennisspieler Thomas Muster, Irlands Coach Jackie Charlton, Hollands Rad-As Adri van der Poel und die Kapitäne Schottlands und Schwedens, Roy Aiken und Glenn Hysen.

Womit wir bei den Deutschen wären, die außer Matthäus ganz besonders den südkoreanischen Coach Lee-Hoe-Taik, den arabischen Diplomaten Samir Ahmed, den rumänischen Trainer Jenei, den Ex-Rennfahrer Jackie Stewart und den Capt'n des USA-Teams, Mike Windischmann, beeindruckt haben. Die Fangemeinde Brasiliens reicht von ihnen selbst (Trainer Lazaroni, Spieler Ricardo Gomes, Judoka Aurelio Miguel, Sänger Chico Buarque) über Sting, Italiens (!) Marathon -Crack Gelindo Bordin und etliche andere bis zu Spaniens Torjäger Butragueno.

Italien sammelte vor allem Punkte unter den Sportlern. Die Fußballer Pedro Troglio, Toni Polster, Marco van Basten, Enzo Francescoli, Ronnie Whelan, Zlatko Vujovic, Silviu Lung, die Radfahrer Pedro Delgado, Sean Kelly, Lucho Herrera, Eddy Merckx, der Schwimmer Michael Groß, der American-Football-Held Joe Montana, der Sprinter Waleri Borsow, Ex-Boxweltmeister Ingemar Johansson, dazu Franz Beckenbauer, Bob Geldof, Alberto Moravia und - man staune Horst „Derrick“ Tappert. Weiß der Himmel, wo sie den ausgegraben haben.

Ach ja: Auch Schottland bekam eine Stimme. Er versucht's halt immer wieder, der unermüdlich optimistische Rod Stewart.

Matti Lieske