Will Irak Ölfelder verkaufen?

■ Weitere Großmachtpolitik des Hussein-Regimes soll durch westliche Konzerne finanziert werden / Zunächst ging das Ölgeld aber für Waffeneinkäufe im Westen drauf / 40 Milliarden Dollar Schulden

Berlin (taz/afp) - Irak war das erste arabische Land, das seine Ölvorkommen verstaatlicht hat - jetzt könnte es das erste sein, das sie wieder privatisiert. Nach Informationen der französischen Nachrichtenagentur 'afp‘ haben irakische Behörden bereits die US-Konzerne Exxon und Hunt sowie das französische Unternehmen Total angesprochen; auch Kontakte mit japanischen Firmen seien im Gang.

Zehn Jahre lang haben die Waffenlieferungen aus den westlichen Ländern - vor allem aus Frankreich und Großbritannien - das Regime des Diktators Sadam Hussein im Golf-Krieg unterstützt. Jetzt sitzt das Land auf 40 Milliarden Dollar Schulden - tatsächlich zum größten Teil durch Rüstungslieferungen verursacht -, und durch den Krieg sind viele Ölförderanlagen vernachlässigt und veraltet.

Im Angebot sind die Ölvorkommen auf den Maschnun-Inseln an der Grenze zum Iran, die zum Schätzpreis von 135 bis 185 Milliarden Dollar offeriert werden. Diplomaten- und Expertenkreise geben sich jedoch zurückhaltend. Die Ölgesellschaften seien derzeit eher daran interessiert, ihre Dollars in Japan anzulegen. Unklar sei außerdem, ob die OPEC auseinanderbricht und der Ölpreis dadurch in den Keller geht. Und die Maschnun-Inseln seien ideales Angriffsziel, wenn der Golfkrieg wieder aufflamme.

Mit dem Erlös aus dem Verkauf will Hussein die Fortsetzung seiner wirtschaftlichen und militärischen Großmachtpolitik finanzieren, braucht aber dringend Einnahmen, um die herannahende Erschöpfung der Ölfelder von Kirkuk und Bassorah auszugleichen, zitiert 'afp‘ die Fachkreise in Bagdad. Außerdem seien die Anlagen während des Krieges mit Iran nicht ausreichend gewartet worden, wodurch sie vor allem unter Korrosion litten. Derzeit liegt die irakische OPEC-Fördermenge bei täglich 3,14 Millionen Barrel, die ab Anfang 1991 auf 4 Millionen Barrel gesteigert werden könnten.

diba