Bremer Becken als Euro-Biotop

■ Umweltschutzaktion „Natur ohne Grenzen“ in Bremen eröffnet / Wümmewiesen als Eurobrutstätte

Bisher sprangen die Bremer Naturschützer von der Ochtum ins Hollerland oder vom Niedervieland ins Blockland. Überall dort, wo ein Feuchtgebiet trockengelegt, eine Wiese bebaut oder ein Fluß begradigt werden sollte, traten sie als Feuerwehr unermüdlich für die Natur in Aktion. Das wird sich zwar auch in Zukunft nicht ändern, doch sind die 150 Quadratkilometer naturschützenswerte Wiesen um Bremen jetzt zu einem einzigen Eurobiotop zusammengefaßt. Die Aktion „Natur ohne Grenzen“, die gestern von der Stiftung Europäisches Naturerbe (SEN) in Bremen eröffnet worden ist, weist die hanseatischen Feuchtwiesen als einzigartigen Lebensraum für Zugvögel auf der Durchreise und als Brutstätte seltener Vogelarten aus, euroweit, versteht sich.

Mit der Aktion will die SEN-Stiftung Modellvorhaben im Bereich Naturschutz unterstützen. „Zielgruppe“ der Aktivitäten sind die Zugvögel, nach SEN-Sekretär Rüdiger Wohlers ein Symbol für die Grenzenlosigkeit der Natur. „Unser größtes Problem sind dabei die Fördermittel der EG“, erklärte der Umweltschützer mit Sitz in Brüssel. Die Subventionsgelder aus der Europakasse - jährlich immerhin 60 Milliarden Mark - würden ausschließlich für Projekte ausgegeben, die die Natur systematisch

zerstörten: Deich-und Straßenbau, Flußbegradigungen, Intensivierung der Landwirtschaft sind nur einige der brüsselfinanzierten ökologischen Todsünden.

Das Projekt Wümmewiesen ist eins von insgesamt drei bundesdeutschen förderungswürdigen Gebieten der Aktion „Natur ohne Grenzen“, und soll von der SEN mit jährlich 180.000 Mark unterstützt werden. Die europäische Dimension des Umweltschutzes ist den Protagonisten der Aktion dabei sehr wichtig: „Es nützt nichts, daß wir hier im Winter tausende von Zugvögeln nisten haben, wenn beispielsweise in Spanien mit EG-Fördermitteln entsprechende artgerechte Le

bensräume für eine großangelegte Agroindustrie vernichtet werden“ erklärte BUND-Bremen Geschäftsführer Joachim Seitz, der sich schon seit Mitte der 70er Jahre für die Erhaltung der Natur rund um Bremen einsetzt.

Die BUND-KämpferInnen können auf eine beachtliche Erfolgsbilanz in ihrem Kampf für eine natürliche Umwelt blicken: Allein die Borgfelder Wümmewiesen bieten ein ganzes Arsenal von bedrohten oder gefährdeten Vogel- und Pflanzenarten. Vom Kiebitz über den Großen Brachvogel, von der Sumpfdotterblume bis zur Wiesenraute tummelt und lümmelt sich hier ein guter Teil aus der „roten Liste“ der bedroh

ten Arten. 1.800 Hektar Naturschutzgebiet, verschieden ausgewiesen, haben Bremer NaturschützerInnen in den letzten Jahren erkämpft.

Die Aktion ist erst einmal auf drei Jahre angelegt. In dieser Zeit will der BUND in Bremen u.a. einen ökologisch orientierten Musterhof aufbauen, auf dem die Umweltschützer demonstrieren wollen, daß biologischer Anbau auch wirtschaftliches Einkommen sichern kann. Wie stark die Aktion einschlagen wird, können die Umweltschützer kaum absehen. Bis auf weiteres gilt die eherne Regel des Umweltschutzes, das „Prinzip Hoffnung“ (Wohlers). Markus Daschne