Bremer Markthalle: Top oder Flop

■ Standbetreiber geben sich noch Frist bis August / Sanierungskonzept vorgestellt: Guter Wille, wenig Geld

Der Bremer Markthalle droht das endgültige Aus. 10 Wochen nach der Eröffnung hat bereits jeder zweite Standbesitzer sang- und klanglos das Handtuch geworfen; von ursprünglich über 50 Einzelhändlern ziehen inzwischen nur noch 26 jeden Morgen ihre Rolläden hoch - z.T. gezwungenermaßen: Um frustrierte Aussteiger bei der Stange zu halten, hat das Markthallen-Management inzwischen einzelne per Einstweiliger Verfügung auf Einhaltung der vertraglich vereinbarten Öffnungszeiten verpflichtet.

„Wenn sich das Konzept nicht bis August radikal ändert, müssen auch wir das Projekt 'Markthalle‘ insgesamt begraben“, verkündete gestern Peter Zühlke, seit 14 Tagen basisdemokratisch gewählter Sprecher der verbliebenen Markthallen-Mieter auf einer Pressekonferenz. Zühlkes Klage: „Obwohl die desolate Lage seit Wochen unübersehbar ist, hat das Management bis heute nichts Konkretes unternommen, um aus der Krise herauszukommen. Im Gegenteil: Chancen wurden verschleppt und verschlafen.“

Aus der Not eines unfähigen bzw. überhaupt nicht existierenden Managements haben die Standbetreiber inzwischen eine Tugend zu machen versucht: In einer Reihe von Krisensitzungen und Vollversammlungen wurden nicht nur Sprechergremien gewählt, sondern auch die in der Chefetage bislang unerledigten Hausaufgaben nachgeholt. Fünf DIN-A4 -Seiten füllen die Anre

gungungen der Ständebetreiber, um aus der trost- und kundenlosen Freßhalle eine Mischung aus Wochen- und Kajenmarkt zu machen. Die Ideen reichen von Musik- und Malaktionen unterm Markthallendach über kostenlose Parkmöglichkeiten und Fahrradständer bis zur Kinderbetreuung während des Einkaufsbummels. Am wichtigsten, darüber sind sich die Marktbetreiber einig, ist die Verbreiterung des Angebots: Mehr Käsestände, mehr Obst und Gemüse, Brot und Kuchen, Fleisch und Fisch, Blumen und Frischmilch, angeboten von Leuten, die ihr Handwerk verstehen und den Unterschied zwischen einem Fleischgeschäft und einer

Girosbude begriffen haben.

Daß renommierte Händler inzwischen kaum noch Lust haben, im letzten Moment auf das sinkende Schiff „Markthalle“ zu springen, ist auch den Standbetreibern klar. Ihr Vorschlag an die Investoren: Sie sollen einen Teil des Risikos übernehmen und Interessenten, die das Gesamt-Sortiment bereichern, durch großzügige Mietkonditionen entgegenkommen.

Mit Sanierungskonzepten tun sich die Investoren allerdings schwer, sobald sie auch ans eigene Portemonnaie gehen: Auch nach mehreren Gesprächen zwischen dem Nutzer-Sprecherrat ist eine dreimonatige Mietstundung

das bislang letzte Angebot der Eigentümer. Auf konkrete Zusagen wollte Mit-Investor Michael Ahrend sich auch gestern nicht festlegen: „Wer sich heute bei mir um einen Stand bewirbt, dem kann ich nur die bisherigen Konditionen anbieten.“ Die lauten: 80 Mark pro Quadratmeter Nutzfläche. Zu viel z.B. für Blumenhändler Schumann, der in den ersten Wochen regelmäßig 3.000 bis 4.000 Mark auf den Komposthaufen werfen mußte und inzwischen ganz auf Topfblumen umgestellt hat. Ahrends letzte Hoffnung: Noch diese Woche soll ein neuer Manager vorgestellt werden. Seine Konzepte dürfen sogar „Geld kosten“.

K.S.