Thailands Premier reist trotzdem

■ Rücktritt des Verteidigungsministers und Putschgerüchte / Premier Chatichai auf US-Visite

Bangkok (afp/taz) - Der thailändische Ministerpräsident Chatichai Choonhaven ist nun doch mit eintägiger Verspätung zu seinem Staatsbesuch in die USA aufgebrochen. Zuvor hatte er sich von Kommandeuren der Armee und Luftwaffe versichern lassen, daß die in Alarmbereitschaft versetzten Streitkräfte in seiner Abwesenheit keinen Putsch lancieren werden. Denn am Montag sah sich Premier Chatichai gezwungen, das Rücktrittsgesuch seines Verteidigungsministers, General Chaowalit Yongchaiyuth anzunehmen.

In Bangkog und anderen Städten organisierten am Montag Soldaten und Offiziere Sympathiekundgebungen für den 58jährigen General, der erst im März vom Armeechef zum Verteidigungsminister avanciert war. Dem Rücktritt waren Angriffe von Kabinettskollegen vorausgegangen. Der Minister im Büro des Ministerpräsidenten, Chalerm Yoobamrung, hatte Chaowalit indirekt zu verstehen gegeben, bevor er wortgewaltig gegen die Korruption zu Felde ziehe, solle er sich lieber an die eigene Nase fassen und bezeichnete seine Frau als „wandelnden Schmuckkasten“. Der stellvertretende Innenminister Trairong Suwanakhiri berührte einen weiteren wunden Punkt, als er den Verteidigungsminister aufforderte, bei Nachwahlen zum Parlament im Norden des Landes zu kandidieren. Es sei leichter Chef der Armee als Politiker zu werden. Chaowalit war zuvor häufig kritisiert worden, weil er Mitglied der Regierung wurde, ohne gewählt oder vorher Abgeordneter gewesen zu sein. Ein Sprecher der Armee erklärte daraufhin am Montag, die Streitkräfte seien mit ihrer Geduld am Ende. Falls es eine „weitere Provokation“ gebe, könne er für nichts garantieren. Ausländische Investoren hatten sich in dem prosperierenden Land gerade auf politische Stabilität eingestellt. Die thailändische Börse reagierte mit einer Kurseinbuße von vier Prozent empfindlich auf die gespannte Situation.

sl