: Kosten der Einheit: 15 Pfennig
■ Annäherung an BRD-Niveau, bei Telefon sogar darüber / Mit enormem Investitionsbedarf begründet / Bis 1997 jedem Haushalt seinen eigenen Anschluß
Berlin (taz) - Die Post- und Telefongebühren in der DDR werden ab 1.Juli drastisch angehoben, gab gestern der Pressesprecher des Postministeriums Niehof bekannt. Im Brief - und Paketverkehr handelt es sich dabei um einen „ersten Schritt“ bei der Annäherung an die bundesdeutsche Gebührenordnung; beim Telefon wird das BRD-Niveau bereits jetzt erreicht und stellenweise übertroffen. So wird die Gebühr für einen Standardbrief im Inlandsverkehr von 0,20M auf 0,50DM, für eine Postkarte von 0,10M auf 0,30DM angehoben (in der BRD 1,00 bzw. 0,60DM). Ein Päckchen wird statt 0,70M künftig 1,50DM kosten (BRD 3,50DM), ein Paket (5 -10 kg) statt 0,70M nun 3DM (BRD 8,70DM). Beim Telefon wird die monatliche Grundgebühr, die bisher zwischen 4,50 und 9,00M betrug auf 27DM angehoben. Im Unterschied zur BRD sind in dieser Grundgebühr keine Freieinheiten enthalten (in der BRD sind darin regional unterschiedlich 20 bis 70 Gebühreneinheiten enthalten). Die Gebühreneinheit kostet statt 0,15M nun 0,23DM, das Ortsgespräch vom Münzfernsprecher künftig 0,30DM. Das Telefonieren von Ost nach West-Berlin wird, wenn man einen Anschluß bekommt, freilich erheblich billiger, weil es - wie bisher schon von West nach Ost - künftig zum Ortstarif verrechnet wird. Auch in einem anderen Bereich lag die DDR-Post bisher schon vor der Deutschen Bundespost: bei den Gebühren für einen neuen Hauptanschluß. Sie betragen in der BRD 65DM, in der DDR waren bisher 150M zu entrichten. Dabei soll es bleiben - nur jetzt natürlich in D-Mark.
Begründet werden diese Gebührensteigerungen mit den enormen Kosten, die bis 1997 auf die Post zukommen werden, um sieben Millionen neue Anschlüsse zu installieren und mit 55 Mrd. DM eines der „modernsten Telefonnetze der Welt“ zu schaffen. Für die Kunden der Paketpost besteht ein weiteres Trostpflaster darin, daß die Anfang der 80er Jahre, um Benzin zu sparen, aufgehobene Zustellung von Paketen und Päckchen wieder aufgenommen werden wird, die Laufzeit verkürzt werden soll und die Bürger sich künftig durch den westlichen Versandhaushandel - gegen Nachnahme - beliefern lassen können.
ws
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