KOMMENTAR: Händchen-Trick
■ SPD-Fraktion will nur, was der Senat will
Immer wenn es kompliziert wird, macht es sich die Mehrheit der Bremer Bürgerschaft einfach. Wenn wirklich keiner mehr durchblickt, dann blicken alle auf die erste Bank. Da sitzt der SPD-Fraktionsvorsitzende Claus Dittbrenner und hebt sein Händchen. Winkt es in der Luft, wissen 53 weitere SPD –Abgeordnete, daß der Zeitpunkt gekommen ist, selber den Arm zu recken. Auch gestern funktionierte der Händchen-Trick wieder ohne einen einzigen Fehler.
Eines war allerdings gestern anders: Während normalerweise zumindest einer der Volksvertreter durchblickt, wie abgestimmt werden muß, um den Senat nicht zu verärgern, wußte am Schluß der Staatsvertrags-Debatte noch nichtmal mehr der Bürgermeister, was er eigentlich will. Gerade hatte die letzte Abgeordnete die Kröte geschluckt, sich zu dem Kanzler-Kohl-Vertrag zu enthalten, den sie als SPD –Landesvorsitzende bekämpfen will, da wurde Scherf radikaler als Lafontaine erlaubt. Mit Bremens Zünglein an der Bundesratswaage will er den Vertrag jetzt doch noch stoppen. Die SPD-Fraktion versteht gar nichts mehr, aber ihr Händchen wird sie auch dafür heben.
Dirk Asendorpf
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