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Wirtschaftssenator bleibt dabei: Marokko unter Druck setzen

■ Trotz Kritik der Handelskammer für Dekolonisierung der Westsahara ein

Bremens Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer ist, auch wenn es lange Zeit nicht den Anschein hatte, nicht nur für Wirtschaft zuständig. Sondern auch für Moral und internationale Solidarität: Mit einem kleinen Prozentsatz seiner Arbeitskraft ist er gleichzeitig eine Art bremischer Entwicklungshilfeminister. Als solcher unternahm er vom 3. bis 6. Juni eine Reise in die von Bremen unterstützten Flüchtlingslager der Sahrauis in der algerischen Wüste. Und fand mutige Worte gegen Marokko, das das Heimatland der Sahrauis, die Westsahara, seit 1975/76 besetzt hält - und das im Jahr 80.000 Tonnen Früchte über die bremischen Häfen umschlägt. Als erster bundesdeutscher Politiker nahm Beckmeyer das Wort „Wirtschaftssanktionen“ in den Mund. Und plötzlich handelte er sich Ärger ein mit denen, die ihn sonst nicht kritisieren: Die Handelskammer warnte ihn davor, die Reise anzutreten und „Bremens Außenwirtschaftsinteressen zu schädigen“. Und der Ressortchef Wirtschaft des „Weser -Kurier“ fragte in einem Kommentar: „Welcher Teufel mag dem Senator den sahraui

schen Wüstensand in die Augen gestreut haben, der ihm jetzt den Blick dafür raubt, sich voll und ganz für das wirtschaftliche Wohlergehen Bremens einzusetzen?“ Hintergrund der Aufgeregtheit: Kurz vor Beckmeyers Reiseantritt hatte der marokkanische Botschafter in einem Gespräch mit Bremer Wirtschaftsvertretern in Aussicht gestellt, die Handelsbeziehungen auszuweiten, um die Märkte Mittel-und Osteuropas mit Früchten zu beliefern. Gleichzeitig war allen Beteiligten in Erinnnerung, daß der Botschafter schon vor vier Jahren verlangt hatte, Bremen solle die Hilfe für die Polisario einstellen.

Für Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer war seine Reise in die Flüchtlingslager nicht der erste Besuch bei den Sahrauis. Bereits 1978 war er mit einer SPD-Delegation in dem entlegenen Wüstengebiet gewesen. Seine Eindrücke: „Es war zum damaligen Zeitpunkt ganz schrecklich. Die Kinder starben wie die Fliegen.“ Seither haben sich die sahrauischen Flüchtlinge eine bestens funktionierende Infrastruktur mit Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern, Gärten und Produkti

onsstätten geschaffen. Beckmeyer war bei seiner letzten Reise denn auch beeindruckt „wie gut organisiert“ das Lagerleben sei - aber auch wie groß die Hoffnungen seien, „daraus zu kommen“. Beckmeyer: „Wer lebt schon gerne in der Wüste?“ 1,5 Millionen Mark habe Bremen bisher an Hilfe an die Sahrauis gegeben. Doch es bleibe die Frage: „Weshalb können sie nicht zurück in ihre Heimat?“ Hier komme eine „moralische Komponente“ ins Spiel. Die Westsahara sei der letzte Fleck in Afrika, der auf der Dekolonisierungsliste der UNO stehe. Beckmeyer: „Wenn Marokko sich nicht bewegt, wird es in Westeuropa ein zunehmendes Nachdenken darüber geben, wie man Druck ausüben kann.“

Eventuelle Reaktionen der marokkanischen Botschaft erwartet der Bremer Senat mit Gelassenheit. Vor vier Jahren hatte Gunther Hilliges (Landesamt für Entwicklungszusammenarbeit) die marokkanischen Drohungen zum Anlaß genommen, in die Hafen-Konkurrenz-Stadt Hamburg zu fahren, und erreicht, daß Hamburg ebenfalls begann, die Polisario zu unterstützen.

B.D.

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