SPD-Stadträte sauer auf Senat

■ Die sieben Volksbildungsstadträte der SPD sind „bestürzt“ über Schulsenatorin / Innensenator soll in Schulen nicht noch mehr einsparen / Zwei Tempelhofer Gymnasien streiken seit gestern

Spandau. Die sieben Volksbildungsstadträte der SPD sind sauer auf Schulsenatorin Sybille Volkholz und Innensenator Erich Pätzold aus der eigenen Partei. Sie sind „bestürzt“, weil Volkholz am Dienstag im Senat die Organisationsrichtlinien für das kommende Schuljahr beschließen ließ, ohne die von Pätzold zusätzlich geforderte Einsparung von Lehrern zur Sprache zu bringen. Nach der gestrigen Sitzung der 12 Volksbildungsstadträte erklärten die sieben: „Die Bezirke sind nicht in der Lage, das neue Schuljahr zu organisieren.“ Obwohl der Senat für 1990/91 rund 220 neue Lehrerstellen beschlossen hat, spart er 220 Stellen ein. Denn durch die Zunahme der Schülerzahlen werden mindestens 440 neue Lehrerstellen gebraucht. Die Stadträte würden sich zwar mit 220 Stellen zufrieden geben, so der Spandauer Volksbildungsstadtrat Sigurd Hauff gestern zur taz, doch dann müßten die Schulen von den bezirklichen Einsparungen (0,55 Prozent) ausgenommen werden.

In den Streik traten gestern Schüler des Eckener-Gymnasiums und der Louise-Henrietten-Schule in Tempelhof. In ihren siebten und achten Klassen sitzen zum Teil bis zu 33 Schüler, zwei zehnte Klassen sollen zu einer elften zusammengelegt werden (dann 34 Schüler), und in einem Chemiekurs gibt es für 21 Teilnehmer nur 16 Plätze. „Manche müssen mit dem Bunsenbrenner auf der Fensterbank experimentieren“, so Anja Schilhaneck vom Aktionskomitee. In den Schulen wurden 21 Arbeitsgemeinschaften gebildet. Bis Freitag wollen sie ausarbeiten, was sie gegen die immer schlechter werdende Schulsituation machen können.

Dirk Wildt