Annäherung zwischen ANC und PAC

Friedensabkommen soll Auseinandersetzungen am 16.6., dem 14.Jahrestag des Soweto-Aufstandes, verhindern helfen  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Die beiden wichtigsten südafrikanischen Widerstandsorganisationen haben am Dienstag ein Friedensabkommen unterzeichnet, das gegenseitige Toleranz garantieren und blutige Rivalitäten vermeiden soll. Das Abkommen zwischen dem Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) und dem Panafrikanistischen Kongreß (PAC) folgt auf wiederholte Auseinandersetzungen zwischen AnhängerInnen beider Gruppen in den letzten Wochen. Gemeinsame Grundsätze, zu denen beide Organisationen sich bekannten, sind die Anerkennung der Versammlungsfreiheit und des Rechtes jeder/s einzelnen, sich politischen Organisationen seiner/ihrer Wahl anzuschließen. Zudem soll politische Toleranz walten und die öffentliche Verurteilung rivalisierender Organisationen aufhören.

Ein Sprecher der Jugendorganisation SAYCO, die dem ANC nahe steht, kündigte zudem gestern an, daß der Aufruf zu politischer Toleranz bei 50 Versammlungen im ganzen Land am kommenden Samstag betont werden soll. Am 16.6. jährt sich zum 14.Mal der Schüleraufstand von Soweto, der 1976 zu landesweiten Aufständen geführt hatte. Blutige Auseinandersetzungen „helfen dem Kampf für Freiheit nicht“, sagte SAYCO-Generalsekretär Rapu Molekane. Er betonte, daß der ANC um Einheit mit anderen Organisationen bemüht sei.

Auch ein Sprecher des PAC, Themba Hlatshwayo, sagte gestern, daß Einheit im Kampf gegen die Apartheid der Organisation wichtig sei. Dennoch werden ANC und PAC am 16.Juni getrennte Versammlungen in Soweto abhalten. Hlatshwayo betonte zudem, daß der PAC vorrangig die Aufstände von 1976 initiiert habe. „Wir wollen diesen Tag aber nicht exklusiv für uns beanspruchen“, sagte Hlatshwayo.

Eine Annährung zwischen ANC und PAC zeigt sich nicht nur in dem Tolerierungsabkommen. Der PAC hat seine grundsätzliche Ablehnung von Verhandlungen mit der südafrikanischen Regierung inzwischen gelockert. Die Opposition habe es nicht geschafft, „den südafrikanischen Staat mit revolutionären Mitteln zu stürzen“, heißt es in einem diese Woche von Generalsekretär Benny Alexander veröffentlichten Grundsatzpapier des PAC. Deshalb seien Verhandlungen mit dem Regime unausweichlich. In einem weiteren Dokument, das noch vom PAC ratifiziert werden muß, nennt der PAC seine Voraussetzungen für Verhandlungen: uneingeschränktes Wahlrecht für alle SüdafrikanerInnen, die Umverteilung des Reichtums und die Bildung einer verfassungsgebenden Versammlung. „Das wären die Grundsätze, auf deren Basis eine Verhandlungslösung zustandekommen könnte“, heißt es in dem Dokument.