Die bewaffneten Anarcho-Spontis von der „Bewegung 2.Juni“

Am 2.Juni 1967 starb in Berlin-Charlottenburg der Student Benno Ohnesorg, erschossen vom Polizeibeamten Karl-Heinz Kurras im Anschluß an eine Demonstration gegen den Besuch des Schah von Persien in der Halbstadt. Knapp fünf Jahre später übernahm eine „Bewegung 2.Juni“ die Verantwortung für einen Sprengstoffanschlag auf den britischen Yachtclub in Berlin-Gatow. Der 66jährige Bootsbauer Erwin Beelitz kam beim Vergeltungsschlag für den „Blutsonntag von Londonderry“, der gerade drei Tage zurück lag - britische Soldaten hatten auf nordirische Demonstranten geschossen ums Leben. Weitere Anschläge folgten, auf das Landeskriminalamt Berlin-Schöneberg, auf den US -Offiziersclub in Berlin-Dahlem und auf einige Geldinstitute. Tote sind zunächst keine weiteren zu beklagen - bis 1974, als der Anarchist Ulrich Schmücker einem Fememord zum Opfer fällt, der zunächst dem „2.Juni“ angelastet wird. Später erst stellt sich heraus, daß das „Kommando Schwarzer Juni“, das ein angebliches Todesurteil der „Bewegung 2.Juni“ wegen „seiner Aussagen vor Staatsschutzbehörden“ vollstreckt hat, mehrheitlich aus V -Männern des Verfassungsschutzes bestand. Im November desselben Jahres, einen Tag nachdem der RAF-Häftling nach fünfzig Tagen Hungerstreik gestorben ist, erschießen Mitglieder des „2.Juni“ - vermutlich bei einem mißglückten Entführungsversuch - den Berliner Kammergerichtspräsidenten Günter von Drenkmann. Es ist der zweite und letzte Tote, den die Organisation zu verantworten hat. Die nächste Entführung gelingt. Am 27.Februar 1975 kidnappt ein Kommando kurz vor den Berliner Wahlen zum Abgeordnetenhaus den CDU-Chef Peter Lorenz. Fünf Gefangene, Verena Becker, Gabriele Kröcher -Tiedemann, Rolf Pohle, Ina Siepmann und Rolf Heißler, werden in Begleitung von Pfarrer Albertz nach Südjemen ausgeflogen. Der frühere RAF-Anwalt Horst Mahler lehnt die erzwungene Freiheit ab. Nachdem der Pfarrer im arabischen Aden das Losungswort - „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ - spricht, darf Lorenz sein Kreuzberger „Volksgefängnis“ verlassen.

Doch schon zwei Monate später, Ende April, werden Ronald Fritzsch und Gerald Klöpper wegen Verdachts der Lorenz -Entführung festgenommen, im September werden Ralf Reinders, Inge Viett, Juliane Plambeck, Fritz Teufel und Juliane Plambeck verhaftet. Den drei Frauen gelingt die Flucht aus einem Berliner Gefängnis. Fritzsch, Klöpper, Reinders sowie Andreas Vogel und Till Meyer, der im Juni 1978 in Bulgarien gefaßt wird, nachdem ihn einen Monat zuvor die geflüchteten Frauen befreit haben, werden im Oktober 1980 - die „Bewegung 2.Juni“ hat sich ein halbes Jahr zuvor aufgelöst - wegen des Kidnappings zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Den APO-Anarcho Fritz Teufel spricht das Gericht von der Anklage der Entführung frei, nachdem er völlig überraschend nach dem Plädoyer des Staatsanwalts in seinem Schlußwort ein überzeugendes Alibi präsentiert.

thos