Lithografie und die Geheimniss einer Schwarzen Kunst

■ Werkstattgalerie zur Förderung der manuellen Druckgrafik in der Neustadt eröffnet

Lithografie und die Geheimnisse einer Schwarzen Kunst

Werkstattgalerie zur Förderung der manuellen Druckgrafik in der Neustadt eröffnet

„Jeder Stein hat ein Leben für sich.“ Irgendwie zärtlich spricht Maggie Luitjens von den hellen Steinplatten aus den Steinbrüchen in Bad Solnhofen im Altmühltal, deren Oberfläche spiegelglatt poliert ist und die die Grundlage ihrer Kunst sind, der Lithografie. Der Stein ist kostbar, weil selten geworden (die großen, ca. 80x60, kosten derzeit ca. 2.500 DM); nach jeder Druckserie wird er abgeschliffen, also immer dünner, und irgendwann bricht er leicht. Und: Jeder Stein reagiert anders auf Farbauftrag, und einen verschiedenen Klang haben sie auch. Das hört sich geheimnisvoll an und ist es auch, schließlich geht es beim Drucken um schwarze Kunst; deshalb mischt jede DruckgrafikerIn ihre eigene Gummilösung, Geheimwissen umgibt das Ätzen und Einwalzen, und die Arbeit an der Presse mit Rindertalg und hohem Druck ist Gefühlssache: Die Großen wie Picasso hatten ihren Lieblings-und Spezialdrucker.

Nur ca. 5% der bundesweiten, geprüften KünstlerInnen werden Vollprofis. Die finstere Aussicht auf ein Leben als SonntagsmalerIn schreckte fünf: Zusammen mit vier befreundeten, relativ frischen Kunsthochschul-AbsolventInnen hat Maggie Luitjens vor anderthalb Jahren in der Neustadt eine ehemalige Sargtischlerei (eine „wüste Stätte“) aufgetan; inzwischen wurde dort gewaltig renoviert, investiert, Druckpressen organisiert, ein Verein aufgemacht, und nun gibt es eine „Werkstattgalerie“ im Bremer Süden und einen Verein mit dem schönen Namen Verein zur Förderung der manuellen Druckgrafik.

Ein Verein, der etwas fördert, hat gute Chancen, gefördert zu werden. Weil die Aktiven aus der Hohentorsheerstraße, wie gar viele Jünger der brotlosen Kunst, ihren Wintermantel vom Sozialamt bekommen, wurde man beim Amt für soziale Dienste vorstellig, Abteilung Werkstatt Bremen (für Behinderte und sonst Benachteiligte), und beantragte zwei „BSHG-19-Stellen“, die dazu da sind, Menschen für ein Jahr weg von der Stütze in Lohn und Brot zu setzen. Und Wunder: Die Stellen wurden genehmigt, und für ein Jahr ist der Bestand der Werkstattgalerie gesichert. (Das bürokratische know-how stammt übrigens von der Galerie des Westens, deren Konzeption eine ähnliche ist).

Eine Galerie ist ebenfalls in den zwei Etagen im Hinterhof untergebracht; zur Neueröffnung der Druckwerkstatt letzte Woche präsentieren sich Andreas Braun, Bernward Boemke, Ulrike Reiners, Maggie Luitjens und Marion Bösen selbst mit druckfrischen Arbeiten: Neben schwarzweißen und farbigen Lithografien sind Alugrafien (Aluplatte statt Stein), Linoldrucke und Abdrucke von Fotokopien zu sehen. Zur Feier des Tages wird eine Mappe mit zehn Steindrucken für 400 DM angeboten. Ausstellungen mit anderen KünstlerInnen sind schon abgemacht, u.a. mit dem Lehrer der fünf, Wolfgang Schmitz.

Der „Förderverein“ fördert auch Talente, die nicht Mitglieder sind: Die Werkstatt steht InteressentInnen grundsätzlich offen. Die Ausstellung ist zu besichtigen Dienstag bis Donnerstag von 17-21 Uhr und läuft bis zum 13.7. Bu