Sandino dröhnt weiter

Wohin die Gelder aus dem Verkauf von Nica-Kaffee fließen  ■ Mit den rot-schwarzen Bohnen auf du und du

Berlin (taz) - Die absurdeste Vermarktungsperspektive wurde neulich aus Bayern berichtet: Dort habe ein Abnehmer von Nicaragua-Kaffee gemeint, der Kaffee könne doch jetzt besonders gut verkauft werden, weil in Nicaragua wieder demokratische Verhältnisse herrschen. Doch mit dieser Einschätzung steht er recht allein da; bundesweit klagen die Gruppen, die den Nica-Kaffee einführen, rösten lassen und vermarkten, eher über Umsatzeinbrüche, seit die Sandinisten die Wahl verloren haben. Bisweilen werden Verkaufsrückgänge von 30 oder 40 Prozent beobachtet. Landen die Einnahmen bei der contra-freundlichen Regierung in Managua?

Das tun sie natürlich nicht: Der Kaffee, der bis März 1991 im Handel sein wird, war bereits vor dem Antritt der Chamorro-Regierung bezahlt, die Weiterleitung eines Teils der Spenden an die produzierenden Kooperativen und unterstützten Projekte organisiert. Die Spenden, die nun mit dem Kaffee-Verkauf eingenommen werden, werden entweder an den staatlichen Stellen vorbei weitergeleitet oder in Fällen, wo die Zukunft ungewiß ist, zunächst hier gesammelt.

Wegen der zahlreichen Anfragen aus der verunsicherten Kundschaft haben die Soli-Gruppen gerade die Informationen auf dem Kaffee-Etikett aktualisiert; an vielen Verkaufsstellen liegen zudem neue Flugblätter aus.

Perspektivisch überlegen sich die ImporteurInnen sogar, weiterhin Kaffee aus Nicaragua zu beziehen. Möglich wäre dies etwa, wenn das staatliche Ausfuhrmonopol aufgehoben wird. An einer entsprechenden Verfassungsänderung gibt es in Nicaragua zumindets derzeit ein doppeltes Interesse. Die Chamorro-Regierung möchte weitgehend privatisieren, während die sandinistischen Kooperativen dann direkt an Deviseneinnahmen kommen könnten.

diba