Zentralamerikanischer Gipfel befaßt sich mit Wirtschaftsproblemen

Managua (taz) - Wirtschaftsprobleme werden die Tagesordnung des achten Gipfeltreffens der zentralamerikanischen Präsidenten beherrschen, das heute in Antigua Guatemala beginnt. Nach dem Abgang von Daniel Ortega liegen die Staatschefs politisch weitgehend auf einer Linie, was von den USA durch die Entsendung von Außenminister James Baker honoriert wird. Baker wird am Sonntag nach dem Gipfel mit den sechs Präsidenten zu Nacht speisen. Neben den Gipfel -Neulingen Violeta Chamorro aus Nicaragua und Rafael Angel Calderon aus Costa Rica wird erstmals auch der panamaische Präsident Guillermo Endara als Beobachter dabei sein.

Die Schulden bei multilateralen Finanzinstitutionen, die Stärkung der zentralamerikanischen Finanzsysteme und neue Impulse für die wirtschaftliche Integration der Region werden die drei zentralen Themen sein, über die zwei Tage lang diskutiert werden soll. Die Wirtschaftskrise, hohe Inflationsraten, fallendes Prokopfeinkommen und gravierende Strukturprobleme sind allen Teilnehmern gemeinsam. Nicaragua wurde durch den Krieg gegen die Contras auf das Wirtschaftsniveau der Vierzigerjahre zurückgeworfen, Panama hat sich von den Verlusten durch den Wirtschaftsboykott und die Zerstörungen durch die US- Invasion noch lange nicht erholt. Das System in El Salvador überlebt nur dank Waffen und Wirtschaftshilfe aus den USA. Die zögernden Friedensprozesse in El Salvador und Guatemala sowie die Demobilisierung der Contra werden diesmal eine untergeordnete Rolle spielen. Enrique Iglesias, der Präsident der Interamerikanischen Entwicklungsbank, hat sein Kommen zugesagt, Vertreter des UN-Wirtschaftsrates für Lateinamerika (CEPAL) und der Europäischen Gemeinschaft werden erwartet.

Die Europäische Gemeinschaft will vor allem die wirtschaftliche Integration fördern. Während sich der interregionale Handel 1981 noch auf rund eine Milliarde Dollar belief, werden derzeit jährlich bestenfalls 500 Millionen Dollar im Warenaustausch innerhalb der Region umgeschlagen. Die Zentralamerikaner kaufen einander vor allem Energie, Getreide und andere Grundnahrungsmittel ab. Neue Konzepte für eine wirtschaftliche Integration, die einen Ausweg aus der traditionellen Rolle Zentralamerikas als Rohstoffproduzent weisen würde, gibt es nicht. In Antigua Guatemala wird es vielmehr um gemeinsame Strategien zur Exportförderung gehen.

Ralf Leonhard