Frankreichs AKWs unsicher

■ Staatlicher Sicherheitsbericht spricht von „Kumulationsrisiko“

Berlin (afp/taz) - Nachlässigkeiten beim Neubau und mangelhafte Wartung machen den französischen AKW-Park zusehends zu einer Zeitbombe. Das geht aus einem Bericht der zentralen Behörde für Sicherheit von Atomanlagen (SCSIN) hervor, den der Leiter der Behörde, Michel Lavarie, jetzt in Paris veröffentlicht. So seien Feilspäne im Sekundärkreislauf mehrerer 1.300-Megawatt-Reaktoren zurückgelassen worden, die nun die Dampfgeneratoren der Anlagen bedrohen. In alten 900-Megawatt-Meilern sind nach dem Bericht die Generatoren wegen Erosionserscheinungen nicht mehr sicher.

In dem Papier werden sämtliche Zwischenfälle des vergangenen Jahres als harmlos dargestellt. Allerdings bestehe wegen des fortschreitenden Alters der Anlagen ein „Kumulationsrisiko“, das die Pannen über Jahrzehnte hinweg brisant machen könnte. Laverie ging mit seinem Bericht offenbar an die Öffentlichkeit, um den Boden für die Errichtung einer neuen Generation von Atomkraftwerken in Frankreich vorzubereiten. Damit müsse wegen der langen Planungs- und Bauzeiten spätestens 1995 begonnen werden.

Die staatliche Stromgesellschaft Electricite de France (EdF) hat es mit dem Neubau nicht so eilig. Wie in der BRD wollen die Betreiber abgeschriebene Altanlagen möglichst lange am Netz halten, um so den gewaltigen Schuldenberg der EdF nicht noch weiter wachsen zu lassen. Offiziell bergründet EdF seine hinhaltende Haltung damit, daß das deutsch-französische Abkommen über eine neue Reaktorgeneration bei den beiden Konstrukteuren Siemens und Framatome noch nicht zu praktischen Ergebnissen geführt habe.

gero