Bohnen für Koffein-Multis

■ Heftige Auseinandersetzungen zwischen Polizei und rund 300 DemonstrantInnen vor dem Zirkus Roncalli / Resultat: Vier Festnahmen und ein lädiertes Auto

Tiergarten. Wie schwierig sich eine Kaffeefahrt vom Hotel Interconti zum nahegelegenen Zirkus Roncalli gestalten kann, zeigte sich am Donnerstag abend: als die Teilnehmer des 7. Internationalen Kaffeekongresses, der noch bis zum Samstag in Berlin stattfindet, die ihnen vorbehaltene Extra -Vorstellung besuchen wollten, warteten rund um das Zirkusgelände an der Klingelhöferstraße schon die Polizeimannschaften von etwa 30 Wannen sowie rund 300 Demonstranten. Anlaß war ein Aufruf zum „Kaffeebonzen -Klatschen“, der Polizei und Politakteure gleichermaßen auf den Plan gerufen hatte. Transparente mit Aufschriften wie „Jacobs Krönung der Ausbeutung - Kaffee, an dem Blut klebt“ und „Die Kaffeebonzen sind im Haus des Löwen - laßt die Löwen raus!“ machten vorbeifahrenden Autofahrern und Spaziergängern deutlich, daß sich Roncalli an diesem Abend in eine Höhle der Kaffeemultis verwandelt hatte.

Als die ersten Busladungen mit Kongreßteilnehmern vor dem Zirkuseingang auftauchten, flogen den Fahrzeugen Farbbomben, frische Eier und kiloweise ungeröstete Kaffeebohnen entgegen. Daraufhin steuerten die Busse Roncallis Hinterfront an der Klinghöferstraße an, wo rund 20 Wannen auf ihren Einsatz warteten. Gegen sieben Uhr eskalierte die Situation. Demonstranten, die sich zwecks Platzmangels auf die vielbefahrene Klinghöferstraße gestellt hatten, wurden von den Wachmannschaften brutal zurückgedrängt. Dabei ereignete sich ein Unfall, als ein einzelner Demonstrant gegen ein vorbeifahrendes Auto gedrückt wurde. Mitleidlos nahm die Polizei das Unfallopfer vorübergehend fest. Insgesamt wurden vier Demonstranten erkennungsdienstlich behandelt.

Aufgrund des massiven Polizeiaufgebots konnten die Kongreßteilnehmer relativ unbehelligt per Bus das Zirkusgelände betreten. „Mörder, Mörder“, riefen die Demonstranten und bewarfen die spazierfreudigen Kaffeebohnen. Einige Demonstranten, die versuchten, über den Zaun des Zirkusgeländes zu klettern, wurden von Polizeihand wieder hinuntergezogen und verwarnt.

Gegen 20 Uhr setzten sich dann die Demonstranten Richtung Breitscheidplatz in Bewegung. Berlinbesuchern auf dem Breitscheidplatz blieb Mund und Nase offen, als die Demonstranten mit ihren Begleitern im Laufschritt und unter lautem Gejohle an der Gedächtniskirche eintrafen. Dort sicherte die Polizei vorsichtshalber gleich eine Tchibo -Filiale. Doch die Demonstranten zogen es vor, gegen die Kaffeebonzen auf die Tauentzienstraße zu gehen und schließlich gegen 21 Uhr in der U-Bahn zu verschwinden.

Christine Berger