Mainzer CDU attackiert Elmar Pieroth

■ CDU verlangt im Glykol-Skandal von Ex-Senator Pieroth „rückhaltlose Aufklärung ohne Ansehen der Person“

Berlin/Mainz. Die CDU in Rheinland-Pfalz ist auf Elmar Pieroth nicht mehr gut zu sprechen. Der Parteifreund und jetzige Ostberliner Ökonomierat Pieroth - kurz E.P. - schade dem „Ruf der CDU und dem Ansehen der Winzerschaft“, schimpfen die Christdemokraten. Mittlerweile sind auch sie verärgert über E.P.'s mutmaßliche Verstrickung in den Glykolweinskandal des Pieroth-Konzerns.

Gegen Elmar Pieroth ermittelt derzeit, wie berichtet, die Bad Kreuznacher Weinstaatsanwaltschaft. Sowohl vor Gericht als auch in öffentlichen Stellungnahmen hatte Pieroth bisher behauptet, er habe nach seiner Nominierung als Wirtschaftssenator 1981 nichts mehr mit dem Pieroth-Konzern zu tun gehabt. Ex-Pieroth-Mitarbeiter indes bezeugen das Gegenteil. Die CDU-Fraktion des Mainzer Landtags fordert nun in ungewohnt harscher Form von Pieroth, er solle „jetzt öffentlich klarstellen“, welchen Einfluß er auch nach 1981 „auf seine Weinunternehmen ausgeübt habe“. Weiter fragt der CDU-Fraktionsvorsitzende Werner Langen, ob Pieroth im Krisenjahr 1985, als der Glykolskandal aufflog, „an wichtigen Krisensitzungen der Unternehmen teilgenommen hat“ und ob er gar 1985 „persönlich an der Entlassung von Managern und Mitarbeitern mitgewirkt hat“. Pieroths Ja auf diese Fragen würde den Verdacht der uneidlichen Falschaussage bestätigen.

Doch die CDU geht mit dem nach Ost-Berlin entfleuchten Parteifreund noch härter ins Gericht: Langen will geklärt sehen, ob Pieroth in der Tat versucht hat, „Manager und Familienmitglieder zur Übernahme der Verantwortung für Weinverfälschungen zu bewegen“. Klärungsbedürftig ist nach Meinung der CDU auch, ob „Rechtsanwälte der Firma Pieroth mit einzelnen Staatsanwälten versucht haben, die Ermittlungen in eine bestimmte Richtung zu lenken“, etwa um Pieroth zu decken. Langen, der als Anwärter auf den Posten des Mainzer Weinbauministers gilt, forderte von Pieroth „rückhaltlose Aufklärung“ dieser Fragen.

Joachim Weidemann