Die Gurke des Tages

DIE

Gianluca Vialli

Der Italiener, so spricht der Fußball-Philosoph Lugiano De Ctrescenzo kann nicht stürmen, sondern nur verteidigen. Die Offensive harmoniere mit dem italienischen Naturell wie die Bratkartoffel mit der Bolognese. Nach dem Sieg gegen Österreich konnte man an dieser Logik vorübergehend zweifeln, doch mit dem Spiel gegen die USA ist die Natur wieder zu ihrem Recht gekommen, ist die alte Ordnung wiederhergestellt.

Trotz der quasi fußballgenetischen Defensiv-Determination der Italiener, die sich allenfalls im Reagenzglas beseitigen ließe, leistet sich Trainer Vincini immer noch den Luxus, ein paar Stürmer aufzustellen, die dann gegen ihre eigene Fußballseele anrennen.

Ihr bester heißt Gianluca Vialli. Gegen die USA machte auch er endlich seinen Frieden mit den Genen und vermied konsequent jeglichen Torschuß. Ein zartes Kopfbällchen in die Arme von US-Keeper Meola (206 Pfund) und ein verschossener Elfmeter waren die Ausbeute eines durch und durch italienischen Fußballabends für Vialli. Dafür gibt's die Gurke.

Die kommt allerdings schweren Herzens, denn im Grunde lieben wir ihn alle. Vialli gilt als schräger Vogel (neudeutsch: Querdenker), der nicht nur die Oberschenkelweite mit Uwe Seeler gemein hat, sondern auch die hündische Treue zum Verein, allen Millionen zum Trotz.

Doch dies alles mitsamt dem wildesten Dreitagesbart und den schönsten Augen Italiens können das Gekicke von Rom nicht vergessen machen. Sorry Gianluca.

-man