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Streit um 9.251 Stasi-Adressen

■ Interventionen von außen und taz-interner Zwist

Am heutigen Tag wollte die taz in ihrer DDR-Ausgabe 9.251 Adressen früherer Stasi-Objekte in der gesamten DDR veröffentlichen. Die von der taz entschlüsselte Liste gibt den aktuellen Kenntnisstand des staatlichen Komitees zur Auflösung des „Amtes für Nationale Sicherheit“ wieder. Sie enthält Anschriften der früheren konspirativen Wohnungen, Dienstobjekte, Villen, Schwimmbäder und Ferienheime der Stasi, schlüsselt deren Nutzung auf und bezeichnet, wann und an wen Teile der milliardenschweren Stasi-Hinterlassenschaft übergeben worden sind.

Bei der Vorbereitung der Veröffentlichung kam es zu massiven Interventionen gegen eine Publikation. Das DDR -Innenministerium drohte mit Strafverfolgung, namhafte Politiker von PDS und DDR-SPD beschworen die taz, das Projekt sausen zu lassen. Aber auch taz-intern entbrannte ein heftiger Streit darüber, ob die Liste in der vorliegenden Form gedruckt werden solle. Es ist eine Kontroverse, in der es um den Umgang mit der Stasi -Vergangenheit in der DDR und das journalistische Selbstverständnis von West- und Ost-taz geht.

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