Kassettenrekorder als Abwehrwaffe

■ Die Bundeswehr stellte vor Diplomaten ein phänomenales Kontrollgerät für Chemiewaffen vor / Die Abwehr funktioniert nach dem einleuchtenden Prinzip: „Sammle jetzt, analysiere später“

Munster (ap/taz) - Wie kann das Mißtrauen beseitigt werden, ob ein Staat Chemiewaffen herstellt? Die Bundeswehr weiß eine Antwort: mit einem Kassettenrekorder. Sie stellte das Gerät rund 100 Diplomaten aus 54 Ländern vor, die in Genf über ein weltweites Verbot von Chemiewaffen verhandeln.

Zwei Tage lang zeigte die Bundeswehr ihre neuesten Instrumente, mit denen Chemiewaffen schon bei der Herstellung aufgespürt werden können. Der Kassettenrekorder trägt den Namen SNAL - das ist die Abkürzung für „Sample Now, Analyze Later“. Auf gut deutsch: „Sammele jetzt, analysiere später“. „Wir schrauben einfach einen Stutzen an ein Rohr in einer Chemiefabrik und verplomben ihn“, sagt Hans-Konrad Hoff von der Wehrwissenschaftlichen Dienststelle für den ABC-Schutz. „Über eine halbdurchlässige Membran dringen die Gase aus dem Rohr in den Stutzen, werden erwärmt und von einem Plastikband aufgefangen“. Das Band wird auf einer Kassette aufgerollt und von Zeit zu Zeit automatisch weitergespult. Auf eine 90-Meter-Kassette passen 2.000 Proben. Internationale Inspektoren müssen dann nur alle paar Monate vorbeikommen, die Plomben lösen und die Kassette mitnehmen. Die Proben halten sich mindestens eineinhalb Jahre. Natürlich können auch mehrere SNALs in einer Fabrik montiert werden.

Auch eine mobile Form des Spektrometers, das in der Bundeswehr von Spürtrupps eingesetzt wird und übrigens auch im Umweltschutz Verwendung findet, wurde den Unterhändlern vorgeführt. Ein solches Gerät ist überaus handlich, so groß wie eine Stereoanlage - und paßt in jeden Kleinbus. Ein Prototyp des SNAL wurde schon erfolgreich in bundesdeutschen Fabriken getestet.