Bremen - Chicago: Einmal umsteigen

■ Air Bremen im Direktflug täglich nach Amerika / Erste Verbindung seit 1955

Es tut sich etwas im Bremer Verkehrswesen: Während der Ausbau der Straßenbahnlinie 6 zur Universität und der Linie 4 nach Borgfeld noch auf sich warten lassen, eröffnete gestern Verkehrssenator Kunick schon mal die ersten Direktverbindungen Bremen-Chicago und Bremen New-York. Die Mini-Fluggesellschaft Air Bremen wird Amerikareisende mit ihren drei Saab-340

Maschinen in Zukunft zunächst bis nach Brüssel fliegen. Dort übernimmt dann die American Airlines die Bremer Fracht und jettet in Boeings 767 über den großen Teich.

Trotz Umsteigens in Brüssel laufen die beiden Flüge unter einer Flugnummer. Das erspart den Weltreisenden das lästige zweite Abknipsen des Flugscheins. „Eagle-Flights“ nennt American-Airline-Verkaufsleiter Tasso von Heintschel dieses System der Zubringerflüge. Die Vorteile für die Air Bremen, die noch Anfang des Jahres unter Konkursverdacht stand: Die amerikanische Riesengesellschaft kauft von den 33 Flugplätzen in den Saabs pro Flug

zehn ab.

Die neue Flugroute richtet sich nicht nur an urlaubsreife Bürgermeister, sondern will auch die Bremer Geschäfts- an die Neue Welt anbinden. Des weiteren ist Bremen wieder einmal Erprobungsgelände für das System „Eagle-Flights“ in der Bundesrepublik. Binnen sechs Monaten, so von Heintschel, soll der Modus erprobt sein und dann auf andere Städte übertragen werden.

Tariflich liegt das neue Fluganbebot auf dem bisher gültigen Level der Konkurrenzfirma Lufthansa. Knapp 1.700 Mark kostet ein Trip nach Harlem, 1.900 der in die Heimat Al Capones. Die Eagle-Flights werben mit rei

bungslosen Flugübergängen in Brüssel gegenüber dem überlasteten Frankfurt, dem bisherigen Umsteiger für Ameikareisende. Mit den Eagle-Flights wollen die Amerikaner den bundesdeutschen Luftraum erobern ohne die lästige Auseinandersetzung um Fluggenehmigungen.

Seit 1955 ist Bremen jetzt wieder direkt mit dem Tor zur Neuen Welt verbunden, eine Route, die vor künftigen Air Bremen Kunden schon „sieben Millionen Auswanderer gewählt haben“, wie der Verkehrssenator hinter einer überdimensionalen Schere schnaufte, mit der er das blau-weiß -rote Band des ersten Brüsselfliegers durchschnitt. ma