„Politisch geschmacklos“

■ Die „Republikaner“ provozierten Unter den Linden mit einer Kranzniederlegung am Mahnmal für Faschismusopfer

Mitte. Aus Protest gegen eine Kranzniederlegung der „Republikaner“ vor dem Mahnmal für die Opfer des Militarismus und Faschismus Unter den Linden haben die Wachsoldaten der Nationalen Volksarmee am Sonntag ihren Posten verlassen. Die Soldaten hatten sich zu dieser bisher einmaligen Geste entschlossen, als aus Ost- und West-Berlin Reps einen Kranz mit der Aufschrift „Für die Opfer des Stalinismus“ niedergelegt hatten. Gestern kehrten die Wachsoldaten wieder auf ihren Posten zurück.

Der Stadtkommandant der NVA hat das Verhalten der Soldaten nach Angaben eines Pressoffiziers im nachhinein ausdrücklich gebilligt. Ein Sprecher des Magistrats bezeichnete die Aktion der Rechtsradikalen am Mahnmal für die Opfer von Militarismus und Faschismus in einer Erklärung als „politische Geschmacklosigkeit“ und verwies darauf, daß eine Gedenkstätte für die Opfer des Stalinismus errichtet werden soll. Während der Aktion war die Polizei nicht eingegriffen.

In einem Interview mit der 'Jungen Welt‘ warf ein Wachhabender der Polizei vor, nichts gegen die Kranzniederlegung unternommen zu haben. Er selbst habe den Kranz weggenommen und ihn der Polizei übergeben. Die Polizeigruppe habe dann zugesehen, wie die Reps den Kranz wieder ans Ehrenmal trugen. Als „ganz persönliche Entscheidung“ habe er dann den Dienst für einen Tag quittiert. Unabhängig davon hätten sich dem auch andere Soldaten angeschlossen.

Eine Sprecherin des Polizeipräsidiums wies die Kritik zurück. Die Polizei sei nicht für die vorherige Prüfung von Kranzschleifen zuständig, erklärte sie. Es habe auch keinen Grund gegeben, die Aktion zu verhindern. Die Reps, die in der DDR nach wie vor verboten sind, haben den Vorfall gestern in Form einer Presseerklärung bestätigt.

ccm/ap