Der neue Rasen-Ivan

Lag's an Ivan Lendls neuem, superleichten und knallhart bespannten Racket? Oder haben sich gar diesmal seine intensiven Wimbledon-Vorbereitungen, einschließlich des Verzichts auf die French Open ausgezahlt? Fest steht, daß Lendl beim Londoner Queens-Club-Turnier das beste Rasentennis seiner Karriere zeigte. Ohne Aufschlag und Satzverlust drang er ins Finale vor, um dort Boris Becker, bislang König auf diesem Boden, seine neuen Fähigkeiten eindrucksvoll zu präsentieren. 6:3 und 6:2 fiedelte Ivan den Deutschen ab, gegen den er auf Rasen noch niemals gewonnen hatte.

Dieser war dementsprechend verblüfft: „Nachdem ich mit 1:0 und 40:0 im ersten Satz führte, stand mir plötzlich ein ganz anderer Lendl gegenüber“, berichtet Becker von der Metarmorphose des Weltranglisten-Ersten, dessen knallharte und präzise Returns er nicht einmal mit seinem beliebten Hechtsprung erhaschen konnte. „Mein Aufschlag war nicht gut“, wiegelt Becker ab. Hinterlistig grinsend fügt er hinzu, die empfindsame Seele Lendls im Visier: „Das Gute ist, daß Lendl, so wie er hier aufgetreten ist, nicht besser spielen kann. Aber ich kann es.“

Foto: ap