1/7 der Bremer Lehrerschaft kurz vor der Pensionierung

■ CDU kritisiert „Planungschaos“ in der Schulpolitik

Der CDU-Abgeordnete Klaus Bürger war 15 Jahre lang Lehrer, dann zog er in die Bürgerschaft ein. Und vergaß auch nach elf Bürgerschafts-Jahren die LehrerInnen nicht: Gestern kritisierte er die Bildungsbehörde von Senator Hennng Scherf ob ihres gewaltigen „Planungschaos“ und „machte eine Reihe von Fässern“ auf: Erster Punkt der CDU-Kritik: Von den 6.900 Bremer LehrerInnen würden bereits 1.000 bis zum Schuljahr 1994/95 in Pension gehen. Doch gebe es in der Bildungsbehörde bis heute keine „klaren Vorstellungen“ darüber, wie und wann die PensionärInnen ersetzt werden sollten. Zweitens: Um dem LehrerInnenmangel abzuhelfen, der aufgrund der falsch prognostizierten SchülerInnenzahlen aufgetreten sei, müßten „Sofortmaßnahmen“ her. Die 115 vorgezogenen Neueinstellungen, die Senator Scherf angekündigt habe, reichten da nicht aus. Allein im Bezirk Osterholz fehlten 400 Lehrerstunden pro Woche. An etlichen Berufsschulen fiele zwanzig bis dreißig Prozent des prüfungsrelevanten Unterrichts aus. Im Sekundarstufe-Eins -Bereich fiele der Biologie

und der Chemie-Unterricht aus. An den Grundschulen fehlten SonderschullehrerInnen, um die Integration ehemaliger SonderschülerInnen zu verwirklichen. Deshalb müßten in einem „Sofortprogramm“ nicht 115, sondern 200 neue LehrerInnen her. Und auf keinen Fall ginge es an, in dieser Engpaßsituation 41 BerufsschullehrerInnen mit befristeten Verträgen zu entlassen. Klaus Bürger: „Das ist grotesk. Dann würde ja noch mehr Unterricht ausfallen“. Die Absicht des Senators, an den Berufsschulen zudem 19 Lehrmeister zu entlassen, schimpfte Bürger einen „Anachronismus“. Dritter CDU-Kritikpunkt am „Planungschaos“: Die Schulraumnot. In der Grundschule Andernacher Straße, der mit 700 Kindern größten Grundschule Bremens, müsse Schichtunterricht eingeführt werden, denn die Klassenräume reichten nicht aus, alle Kinder vormittags zu unterrichten. An dieser Grundschule müßten LehrerInnen sogar auf das Lehrerzimmer und die Flure ausweichen. Sogar in einem Raum ohne Fenster, in dem früher Materialien gelagert worden seien, wür

den Kinder unterrichtet. Bürgers Gegenvorschlag: Es dürften keine Schulgebäude mehr aufgegeben und die anderweitig genutzten Ex-Schulgebäude sollten wieder in Schulen zurückverwandelt werden. Die Behörden, die es sich mittlerweile in den alten Schulgebäuden bequem gemacht haben, sollten in ein neuzubauendes Behördenhochhaus umziehen. Diese Lösung sei erstens kostengünstiger, zweitens kindgerechter, da die Schulgebäude in Wohnortnähe der Kinder lägen, und drittens habe eine Umfrage in Nordrhein-Westfalen ergeben, daß SchülerInnen sanierte Altbauschulen den nüchteren Neubau-Schulen vorzögen. Bürger brachte noch einen vierten Kritikpunkt gegen das „Planungschaos“ vor: Im Wohnungsbauprogramm des Senats seine die Schulen und Kindergärten vergessen worden. Und im Neubauviertel Findorff -Weidedamm würde Wohnraum für 7.000 Menschen geschaffen, „aber“, so Bürger, „bis heute gibt es keine Planung darüber, wie die Kinder beschult werden sollen.“ Bürger weiter: „Ein Unding.“

B.D.