Westberliner Bauschutt bald nach Beelitz?

■ Westberliner Firma will in Beelitz bei Potsdam eine Recycling-Anlage für Bauschutt aufbauen / Die Potsdamer Umweltbehörden begrüßen das Projekt, sehen es aber mit „einem lachenden und einem weinenden Auge“ / Das Grundstück liegt in einer Trinkwasserschutzzone

West-Berlin/Potsdam. Im Städtchen Beelitz, südlich von Potsdam, will die Westberliner Firma „anakat“ eine Anlage zum Recycling von Bauschutt und zur Reinigung verseuchten Bodens aufbauen. „Wir sind mitten in der Genehmigungsprozedur“, bestätigte Geschäftsführer Ulrich Bernhardt gestern auf taz-Anfrage. Nach Absprache mit der Senatsbauverwaltung will Bernhardt in Beelitz neben Bauschutt aus West-Berlin auch verseuchtes Erdreich aus der Umgebung reinigen. Die Anlage mit einer Kapazität von 30 Tonnen pro Stunde soll auf dem Grundstück des Beelitzer Agrochemischen Zentrums (ACZ) aufgestellt werden. Bernhardt sprach von einer „Pilotanlage“. Bisher gibt es im Berliner Raum keine Recyclinganlage für Bauschutt.

Ginge es nach „anakat“, könnte die Recyclinganlage bereits am Dienstag errichtet werden und vierzehn Tage später ihre Arbeit aufnehmen. Bernhard Remde von der Potsdamer Bezirkshygieneinspektion betrachtet das Projekt jedoch noch „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“. Einerseits fände er es „gut, wenn die Anlage bald anfangen würde, zu arbeiten“ - denn in der DDR wimmelt es von Grundstücken, die mit Schadstoffen aus der Industrie und der Landwirtschaft verunreinigt sind und saniert werden müßten. Bernhardt hat überdies angeboten, für die umliegenden Gemeinden verseuchtes Erdreich zum „Selbstkostenpreis“ oder sogar noch billiger zu erledigen.

Gleichzeitig stehen die Umweltbehörden jedoch vor einem Problem: Das ACZ-Grundstück, auf dem „anakat“ bauen will, liegt mitten in der Trinkwasserschutzzone. Direkt daneben pumpen Brunnen das Grundwasser für die Stadt Beelitz aus dem Boden. Eigentlich hätte deshalb auch das ACZ an dieser Stelle nie genehmigt werden dürfen. Die örtliche Trinkwasserschutzkommission, so Remde, müsse „das letzte Wort sprechen“ und überlegen, ob sie ihre Forderungen unter den heutigen Umständen nachdrücklicher vertreten will.

„Ich teile diese Bedenken“, versichert „anakat„-Chef Bernhardt. Deshalb hält er es auch durchaus für denkbar, die Anlage auf einem anderen Grundstück des Beelitzer ACZ aufzubauen. Dort würde allerdings die Vorbereitung mehr Zeit verschlingen. Das in der Trinkwasserzone gelegene Areal sei mit einer Schutzschicht aus Beton und Folie zum Untergrund abgedichtet und mit einer Sickerwassererfassung ausgerüstet, argumentiert Bernhardt. Ein „Eindringen“ von schadstoffbelasteten Abwässern in den Boden sei deshalb „nahezu unmöglich“. Der Alternativstandort dagegen müßte zunächst ähnlich abgesichert werden.

Überdies ist das Grundwasser - und damit die Beelitzer Trinkwasservorräte - jetzt schon mit Nitraten und Ammonium aus dem ACZ belastet. Da sei „sowieso schon eine Sauerei“ passiert, bestätigt auch Remde. Bernhardt würde deshalb der Stadt Beelitz gerne anbieten, auch eine Reinigung des Grundwassers zu organisieren. Dafür, so der Geschäftsführer, bräuchte er aber staatliche Finanzhilfe: „Das wäre nämlich entsprechend teuer.“

hmt