Fünfteilung der Fernsehnutzung

■ Starke Verluste bei Fernsehspielen und -serien - Leichte Gewinne bei Politmagazinen

Der Wettbewerb im dualen Fernsehsystem hat sich 1989 weiter verschärft. Nur noch ein Drittel des täglichen Fernsehkonsums der Bundesbürger entfällt auf das Erste Programm. Das ZDF kann sogar nur noch ein knappes Drittel auf sich vereinigen. Deutlich weniger Publikumszuspruch erhielten die Fernsehspiele und -serien von ARD und ZDF: So sank die durchschnittliche Haushaltsreichweite der ARD -Montagsserien um acht Prozent und beträgt heute nur noch 22 Prozent. In Kabelhaushalten, wo die Konkurrenz für ARD und ZDF am stärksten ist, müsse schon heute von einer „Fünfteilung“ des Marktes gesprochen werden. Dies sind Ergebnisse einer ersten Gesamtbewegung des Zuschauerverhaltens 1989, die die Leiter der Medienforschungs-Referate von ARD und ZDF, Wolfgang Darschin und Bernward Frank, jetzt in den 'Media Perspektiven‘ vorgelegt haben.

Seit 1989 werden mehr als die Hälfte aller Fernsehhaushalte von SAT.1 und RTL plus erreicht. Im Dezember 1989 konnte SAT.1 von 12,06 Millionen Haushalten empfangen werden, RTL plus von 13,19 Millionen. Vor allem dieser Zuwachs an technischer Reichweite um teilweise mehr als 15 Prozent hat zu der verschärften Wettbewerbslage geführt. An einem durchschnittlichen Wochentag des Jahres 1989 wurde das Erste Programm noch 81 Minuten lang eingeschaltet (zwölf Minuten minus gegenüber dem Vorjahr), während das ZDF noch auf 77 Minuten kam (zehn Minuten minus). SAT.1 und RTL plus konnten sich währenddessen auf 22 bzw. 26 Minuten verbessern; die Dritten Programme lagen '89 unverändert bei 27 Minuten pro Tag.

Insgesamt lag der durchschnittliche Fernsehkonsum 1989 geringfügig höher als im Vorjahr. Ein Plus von fünf Minuten führte zu einer Einschaltdauer von 251 Minuten täglich. Die Detailanalysen von Darschin und Frank zeigen jedoch, daß die Zunahme vor allem vor 15 Uhr stattfindet und dort hauptsächlich von Kindern verursacht wird. Da die Kinder jedoch nach 15 Uhr etwas weniger fernsähen, sei ihr Verbrauch insgesamt nicht angestiegen. Vom Mehrkonsum vor 15 Uhr profitierten ausnahmslos die privaten Veranstalter: Fünf Prozent plus bei RTL plus, zwei Prozent bei SAT.1. Diese GfK -Zahlen qualifizieren Darschin und Frank als „deutlichen Einschaltvorsprung“ der beiden führenden Privatsender.

epd