...dann sterbe ich auf dem Spielfeld

■ Weltmeister Argentinien wergelte sich durch ein mageres 1:1 gegen Rumänien mit Hängen und Würgen ins Achtelfinale und muß Neapel verlassen / Rumänen ebenfalls qualifiziert

Neapel (dpa) - „Nur nicht gegen Deutschland.“ Argentiniens Weltmeister-Trainer Carlos Bilardo und sein Star Diego Maradona waren nach dem 1:1-Drama gegen Rumänien einer Meinung. „Ich würde viel lieber in Turin gegen Brasilien spielen“, sagte Maradona und fügte mit wehmütigem Blick dazu: „Es tut mir unendlich leid, Neapel verlassen zu müssen.“

Aber der Weltmeister muß jetzt Umwege gehen, um ans Ziel der Titelverteidigung kommen zu können. Nach Abschluß der Vorrunde mag eh kaum noch jemand auf die Argentinier setzen. Woran es liegt, das sahen 52.733 Zuschauer im San-Paulo -Stadion genau: Die Südamerikaner sind ohne Dirigent, denn der ist außer Form und zu allem Unglück auch noch verletzt.

Nur in der ersten Viertelstunde erinnerte Maradona an jenen Spieler, der vor vier Jahren bei der Weltmeisterschaft in Mexiko die Zuschauer auf der ganzen Welt so begeisterte. Dann verschwand er, gejagt und schließlich erwischt: Eines von acht Fouls, die seinen „Rekord“ als den am meisten attackierten Spieler der Italien-WM auf 27 schraubte, verletzte ihn an der Ferse. „Ich wollte ihn in der Pause auswechseln“, berichtete Bilardo später. Doch Maradona habe geantwortet: „Ich spiele weiter. Wenn es nötig ist, sterbe ich auf dem Spielfeld.“

Maradona starb nicht, aber er hinkte seiner Bestform meilenweit hinterher. Seine beste Tat bestand aus einem Eckstoß, den Monzon (61.) zum Führungstor verwandelte. Acht Minuten lang durfte sich Argentinien als Gruppensieger wähnen, dann gelang Balint der verdiente Ausgleich.

„Die Rumänen haben uns viele Probleme bereitet“, merkte Bilardo. Sein Trainer-Kontrahent Emerich Jenei, der mit seine Team acht lange Minuten am WM-Abgrund stand, freute sich: „Dies ist ein fantastischer Augenblick.“ In Bukarest erhoben sich am Dienstag die Abgeordneten, enthusiastisch beifallspendend, von den Plätzen und stimmten dem Antrag des jungen Abgeordneten Viorel Munteanu zu, dem Nationalteam größten Dank auszusprechen.

Jene Rolle, die Maradona für Argentinien spielen sollte, spielte Hagi für Rumänien. Der für 15 Millionen Mark von Real Madrid verpflichtete Star gewann das Duell der beiden Spieler mit der Nummer zehn.

Während Argentiniens weiter Weg noch unbestimmt war, kann Rumänien als Gruppen-Zweiter das WM-Achtelfinale schon fest planen. Die Reise geht nach Genua. Dort ist am 25. Juni der Zweite der Gruppe F der Gegner, wobei Jenei allerdings ohne seinen wegen der zweiten Gelben Karte gesperrten Torjäger Lacatus auskommen muß. Doch Trainer Bilardo warnt: „Diesen Rumänen kann man noch viel zutrauen.“

Argentinien: Goycochea - Simon - Monzon, Serrizuela Basualdo, Troglio (55. Giusti), Batista, Burruchaga (60. Dezotti), Olarticoechea - Cannigia, Maradona

Rumänien: Lung - Popescu - Andone, Rotariu - Rednic, Sabau (81. Mateut), Hagi, Lupescu, Klein - Lacatus, Balint (74. Lupu)

Zuschauer: 45.000

Tore: 1:0 Monzon (61.), 1:1 Balint (69.)