Pusdorfer: „Wir werden zum Getto“

■ Baubehörde plant Wohnungen für 1.000 Übersiedler in Woltmershausen

„Das ist ein viel zu großer Happen für unseren kleinen Stadtteil“, meint Manfred Schütte (SPD), Sprecher des Ortsamtsbeirates Woltmershausen. Er hatte in den letzten zehn Minuten der jüngsten Beiratssitzung neueste Planungen aus dem Bauressort vorgelegt: Mit vier Projekten, drei davon in unmittelbarer Nachbarschaft, soll für 1.000 Aus- und Übersiedler in Woltmershausen Wohnraum geschaffen werden. Der „stärkste Klopfer“ (Schütte) davon sei die Bebauung in der Blexer Straße: Dort will die Beamten-Baugesellschaft (BBG) 50 Einfamilienhäuser und damit Platz für 500 Menschen schaffen. Das Baugelände hat die BBG schon vor rund zehn Jahren gekauft, die Kleingärtner vertrieben und „seitdem gibt es da nur Sand und Quecken“, erzählt Schütte. Aus einem Gespräch mit Baubehörde, BBG und Vertretern des Ortsamtes vor zwei Wochen weiß er auch, daß die Baugesellschaft jetzt auf Entscheidungen drängt - wegen ihrer Optionen auf zinsgünstige Kredite bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) im Rahmen von Sonderprogrammen zur Beschaffung von Wohnraum für Übersiedler. Angemeldet habe die BBG ursprünglich Projekte in Bremen-Nord, die sich jedoch nicht so schnell realisieren lassen wie die 50 Häuser in der Blexerstraße, wo Eigentumsverhältnisse und Bebauungsplan (seit 1976) den Baubeginn gewährleisten.

Nicht weit davon sollen auf

dem Gelände der ehemaligen BMX-Bahn von der Bremischen Gesellschaft für Wohnungsbau 20 weitere Häuser sowie von der Firma Bongartz ein Wohnblock für 175 Leute in der Rablinghauser Landstraße 54 gebaut werden. Über das vierte Projekt, sechs Kampa-Doppelhäuser in der Wartumer Heerstraße, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen: „Da draußen kann man nicht ernsthaft Leute unterbringen wollen, die gleichzeitig ins Leben der Stadt integriert werden sollen“, betont der Beiratssprecher.

Heftige Proteste regen sich dagegen schon jetzt gegen die übrigen Vorhaben: „Unser Stadtteil wird zum Getto“ empören sich die ersten von 150 Anwohnern aus der Blexer Straße, einer kleinen Sackgasse. „Schon jetzt sind die Schulklassen überfüllt, Kindergartenplätze reichen nicht, in ganz Woltmershausen gibt es keinen Kinderarzt, kein Bürgerhaus“ sagt Frau Engelke, eine der UnterzeichnerInnen ihrer Pressemitteilung.

„In unserem Stadtteil leben 14.130 Menschen, das sind 2,6 Prozent der Bremer Bevölkerung. Wenn hier in einer derartigen Massierung ein Drittel der Übersiedler in Bremen untergebracht werden, kann von Integration nicht mehr die Rede sein. Die soziale Infrastruktur dazu fehlt völlig“, betont Schütte und betont die eh schon problematische „Insellage“ von Woltmershausen/ Rablinghausen zwischen Weser,

Hafen und GVZ-Niedervieland.

Beim Senator für Jugend und Soziales ist indes lediglich das Vorhaben Rablinghauser Landstraße mit 175 „Überlastplätzen“ bekannt und in der neuesten Bestandsauflistung verzeichnet, die an die Beiräte verteilt wurde.

Der Beirat will sich in seiner nächsten Sitzung öffentlich mit den Projekten beschäftigen. Heute soll unterdessen in einem Gespräch zwischen BBG und Baubehörde die Entscheidung über die 50 Häuser in der Blexer Straße fallen.

ra