„Schneller nach New York als nach Treptow“

■ Fahrgastverband fordert mehr Buslinien und Straßenbahnverbindungen / U-Bahn am teuersten

West-Berlin. Die Interessengemeinschaft Eisenbahn und Nahverkehr (IGEB) hat für das Berliner Nahverkehrsnetz zusätzliche Buslinien und den Ausbau von Straßenbahn und S -Bahn gefordert. Dem Senat und der BVG warf der Fahrgastverband gestern vor, mit ihrer Nahverkehrsplanung „nicht angemessen“ auf den endgültigen Wegfall der Mauer am 2. Juli zu reagieren. „Der Senat mache sich mehr Gedanken, wie man schnell von Berlin nach New York kommt als von Berlin nach Treptow“, sagte der Vorsitzende des Fahrgastverbands, Gerhard Curth.

Um kurzfristig die Verbindungen zwischen Berlin und dem Umland sowie innerhalb der Stadt zu verbessern, sollen nach den Vorstellungen der IGEB 25 Buslinien verlängert oder neu eingerichtet werden. Der zusätzliche Wagenbedarf könnte durch Einstellung von Buslinien in Ost-Berlin gedeckt werden, die parallel zu den ab 1. Juli wieder für die Ostberliner zugänglichen U-Bahnstrecken 6 (Tegel - Alt -Mariendorf) und 8 (Osler Straße - Leinestraße) verlaufen.

Darüber hinaus sollten fünf Ostberliner Straßenbahnlinien in den Westteil verlängert werden, um günstigere Anschlüsse an West-Berlin zu erreichen. Damit könnte auch der Ausbau der U-Bahn 8 ins Märkische Viertel entfallen. Der Bau einer Straßenbahnlinie koste 50mal weniger als der einer U-Bahn.

Bei der S-Bahn baue der Senat „zu aufwendig und damit zu teuer“. Dadurch verzögere sich die Inbetriebnahme der zur Zeit noch stilliegenden Strecken. Wer von Neukölln zum Müggelsee fahren wolle, müsse sich gegenwärtig für die 15 Kilometer lange Strecke bei viermaligem Umsteigen eine Stunde und 28 Minuten Zeit nehmen.

taz