Sauerei in Polen?

Parlamentarier: Rote Armee hat DDR-Schweine infiziert  ■ M A H L Z E I T !

Warschau (taz) - Das hat Polens VerbraucherInnen gerade noch gefehlt: Da haben sie nun jene überflüssigen und teuren Karpfen, die Polen trotz eigener Überproduktion aus der DDR zu Weihnachten einkaufte, gerade einigermaßen verdaut, zu Fischmehl verarbeitet oder an die Katze verfüttert - da droht ihnen das nächste Mahl erneut im Halse steckenzubleiben. Aus der DDR kommt Schweinefleisch in die Läden, das noch dazu billiger ist als das einheimische. Früher wäre das ein Fest gewesen, kilometerlange Schlangen vor allen Fleischerläden, Ausgabe von Eintrittskarten, Zusammenbruch des Nahverkehrs. Nichts dergleichen jetzt. Denn erstens haben Polens Landwirte angesichts der geringen Nachfrage ohnehin schon die Losung ausgegeben: „Friß die Schweine, bevor sie Dich fressen“, und zum anderen rümpfen auch die VerbraucherInnen die Nase.

Denn, so geht die Mär, das DDR-Getier hat die Maul- und Klauenseuche. Ein polnischer Abgeordneter erklärte dem Hohen Haus auch die Ursache: Die Tiere seien von den in der DDR stationierten Rote-Armee-Einheiten angesteckt worden. Nähere Erläuterungen zu diesem virologisch wohl einmaligen Phänomen blieb der Abgeordnete leider schuldig; die sowjetische Botschaft in Warschau hat allerdings auf einen förmlichen Protest wegen dieser dem Ruf ihrer Armee zweifellos schädlichen Insinuationen verzichtet.

Die Dänen haben diese sensationellen Enthüllungen über die seltsamen Neigungen von Rotarmisten jedenfalls nicht davon abgehalten, gleich 40.000 Stück Schlachtvieh mitzunehmen, angeblich - so ein anderer Abgeordneter -, um sie sogleich zu beerdigen. Das Borstenvieh war subventioniert und wurde verkauft, um vor dem 1.Juli noch in flüssige Mittel verwandelt zu werden; prompt mutmaßte die polnische Regierungszeitung 'Rzeczpospolita‘, anders wären die LPGs ihre Schweine nicht losgeworden.

Ein dänischer Beitrag zum Abbau von Agrarsubventionen? Die Schweine, die nichts dafür können, wurden gleich mitbekämpft. Die PolInnen sind da toleranter: Viele haben ihre DDR-Schweine gewogen und für gut befunden. Und was kommt nach Honeckers Karpfen und den Schweinen von de Maiziere ? Die leidgeprüften polnischen VerbraucherInnen ahnen es schon: Maggies Rinder - samt Hirnen, versteht sich.

Klaus Bachmann