Erdbebenkatastrophe im Nordiran

■ Mindestens 1.754 Tote und Tausende Verletzte sind zu beklagen / Behörden befürchten weitere Opfer

Teheran (afp/ap) - Bei einem verheerenden Erdbeben im Norden und Westen Irans sind in der Nacht zum Donnerstag weit mehr als tausend Menschen ums Leben gekommen. Tausende weitere wurden verletzt. Bis zum Donnerstag mittag zählten die Teheraner Behörden 1.754 Todesopfer und 5.000 Verletzte. Es wird jedoch mit weit höheren Opferzahlen gerechnet, da große Teile des Katastrophengebietes unzugänglich und zahlreiche Orte durch Erdrutsche von der Außenwelt abgeschnitten waren. Das Beben der Stärke 7,3 auf der nach oben offenen Richterskala suchte den gesamten Nordwesten des Landes heim. Es war das schwerste im Iran seit 1978. Damals waren 25.000 Opfer zu beklagen.

Nach US-Messungen kam es am Donnerstag morgen im Kaspischen Meer nördlich Irans zu einem zweiten Beben der Stärke 7,7, das möglicherweise im Süden der Sowjetrepublik Aserbaidschan Todesopfer forderte. Nach Angaben von Radio Teheran erschütterte das Beben die Provinzen Teheran, Sandjan und Ghilan und richtete erhebliche Schäden an. Allein in der Provinz Sandjan nordwestlich von Teheran fanden 700 Menschen den Tod und wurden 2.000 weitere verletzt.

In der Provinz Ghilan an der Küste des Kaspischen Meeres, wo das Epizentrum des Bebens lag, kamen 300 Personen ums Leben, mindestens 1.000 weitere wurden verletzt. 70 Prozent der Gebäude in Ghilan wurden schwer beschädigt. Besonders stark betroffen war die 300.000-Einwohner-Stadt Rascht. Aus Teheran, wo das Beben deutlich zu spüren war und Panik unter der Bevölkerung verursachte, wurden bis zum Nachmittag weder Verletzte noch Sachschäden gemeldet. Auf den ersten schweren Erdstoß um 0.31 Uhr Ortszeit (23.01 Uhr MESZ), der etwa 15 Sekunden dauerte, folgte ein zweites Beben der Stärke 6,5.

Im Laufe des Donnerstages wurden mehrere schwächere Nachbeben gemessen. Das gesamte Ausmaß des Schadens war am Abend noch nicht abzusehen, da Nachrichtenverbindungen unterbrochen und Straßen verschüttet waren. Weite Teile des Landes waren von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten. Radio Teheran zufolge waren drei Armeeflugzeuge im Einsatz, um die Verletzten in Krankenhäuser zu bringen. Sechs Hubschrauber des Roten Halbmondes brachten bis Donnerstag mittag 3.000 Zelte, zehn Tonnen Reis und 8.000 Decken in das Katatstrophengebiet. Die iranische Regierung, die eine dreitägige Staatstrauer verhängte, stellte für die ersten Hilfsoperationen umgerechnet rund 25 Millionen Mark zur Verfügung. An die Bevölkerung appellierte sie, Lebensmittel, Kleidung und Decken für die Erdbebenopfer zu spenden und den Rettungsteams des Roten Halbmondes bei den Bergungsarbeiten zur Hand zu gehen. Die französische Regierung bot Teheran Soforthilfe für die Erdbebenopfer an.