The King of Thousand Dances

■ King Sunny Ade and his African Beats spielen am 27.6. im Modernes

In Deutschland hat King Sunny Ade Fernsehgeschichte mitgeschrieben. Bis zum Anfang der achziger Jahre waren Billy Mo und Roberto Blanco die einzigen schwarzen Musikanten auf bundesdeutschen Bildschirmen gewesen. Aber in einem der ersten legendären Rockpaläste hatte Ade einen vielbejubelten Auftritt mit seiner riesigen Band. Für viele von uns war es ein Aha-Erlebnis, denn obwohl jeder wußte, daß Jazz/Rock/Blues und Popmusik auf afrikanischen Rhythmen basieren, hatten wir Musik aus Afrika selber noch nie gehört. The King of Juju

Inzwischen hat sich das sehr verändert: ein paar Trends kamen und gingen, die Projekte von Paul Simon und die Solidaritätsveranstaltungen für Nelson Mandela haben afrikanische Musik salonfähig gemacht, aber in Afrika ist Sunny Ade immer noch „the king of JuJu“.

Im Gegensatz zur Highlife - Musik, die eher die Melodik betont und immer die Musik der gebildeteten Oberklasse war, konzentriert sich in der JuJu-Musik alles auf den Rhythmus. Das Schlagzeug und die Percussionsinstrumente sind das Zentrum der Musik, JuJu bekam seinen Namen nach dem Klang der Talking Drum „Dondon“. Auch die Gitarre wird hier nicht so sehr als melodisches, sondern eher als Rhythmusinstrument eingesetzt; mit kurzen, ständig wiederholten Riffs und einem perlenden Ton. Dafür eignet sich besonders die Hawai -Gitarre, die Ade in der afrikanischen Tanzmusik einführte.

Ade stammt tatsächlich aus einem königlichen Geschlecht des Stammes der Yoruba, einem der drei großen Völker Nigerias. Er verließ seine Familie „in Schimpf und Schande“ und wurde von den armen Leuten Nigerias zum Königekrönt. Denn Juju ist die Musik der Straße, der Feste und billigen Tanzschuppen. Erster Diener

Auch wenn King Sunny Ade seit Mitte der achtziger Jahre auf großen Tourneen in Europa und den USA große Erfolge feierte, bleibt er nach eigenen Aussagen ein gleichberechtigtes Mitglied seiner Band.

Die zwanzig Musiker werden am Mittwoch abend wieder stundenlang ihren Rhythmus halten und mit ihrem swingend -pulsierenden Groove die Tänzer bis zur Erschöpfung treiben. Die andächtig lauschenden Feingeister sollten vielleicht lieber zuhause bleiben, denn wenn man sich nicht auf Ades Lebensfreude, die Partyatmosphäre und viele schwitzende Tänzer vor der Bühne einlassen will, hat man bei diesem Konzert nichts verloren. JuJu geht mehr in die Beine als in die Ohren. Willy Tau