Ein krebserregender Bach

■ Bremer Umweltinstitut: Gewässer in Kirchweyhe vergiftet / Kesselreinigungsfirma im Verdacht

Im Bach ist Gift, gesucht wird nach Unbekannt: Belastet mit giftigen und zum Teil stark krebserregenden Stoffen ist der in die Ochtum mündende Bachlauf hinter dem Bahndamm der Strecke Osnabrück-Bremen und dem Gelände der Kirchweyher Kesselreinigungsfirma RBS (Reinigen Beschichten Bestrahlen). Das geht aus einem Ende Mai vorgelegten Gutachten des Bremer Umweltin

stitutes hervor. Vor wenigen Tagen informierte die Weyher Polizei daraufhin die Oberstaatsanwaltschaft Verden, jetzt werde gegen „Unbekannt“ ermittelt, teilte Revierleiter Hans -Peter Kerl auf Anfrage hin mit.

Laut Kerl und Ordnungsamtsleiter Herbert Bischoff sind Sofortmaßnahmen nach einer ersten Ortsbesichtigung als nicht nötig erachtet worden. In Auftrag gege

ben hatte das Gutachten die Bürgerinitiative „Giftfreies sauberes Weyhe“. Der Grund: Wiederholt sei von Mitgliedern festgestellt worden, daß durch einen Kanal, der vom RBS -Gelände unter dem Bahndamm hindurch direkt in den Bachseitengraben führt und der aber nach Angaben der Deutschen Bundesbahn Ende 1987 zubetoniert worden ist, weiterhin Abwässer flössen. Um Gewißheit über die eingeleiteten Flüssigkeiten zu erlangen, sei das Umweltinstitut im April mit der Entnahme und Analyse von Sedimentsproben aus dem Bach beauftragt worden, schreibt Reinhard Krokat von der Initiative in einer Pressemeldung. In dem Institutsbericht heißt es: „Auffallend sind die sehr hohen Werte für Kohlenwasserstoffe aus dem Mineralölbereich und Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) an der Stelle des Eintritts des Kanals in den Bachlauf.“ PAK -Verbindungen gelten als potentiell cancerogen (krebserzeugend). Für eine der stark cancerogenen PAK -Verbindungen, Benzo(a)pyren (Haut-und Lungenkrebs), wurde eine Konzentration festgestellt, die den „heute als tolerierbar angesehenen Grenzwert“ um knapp das Fünffache übersteigt.

Zur Art der eingetragenen Ausgangsubstanzen, schreibt das Institut, daß wegen der hohen PAK-Belastung eine Kontamination (Verseuchung) mit normalem Dieselkraftstoff auszuschließen sei. „Die Belastungen lassen

vielmehr eine Kontamination durch Teer, beziehungsweise Bitumen vermuten.“

Stark erhöht sind nach der Analyse auch die Werte für Blei, Kupfer und Zink. Bis zu 295 Milligramm Blei pro Kilo Boden wurden festgestellt, der Richtwert liegt nach Worten des Gutachters bei 100 Milligramm. Was ist jetzt zu tun? Das Umweltinstitut kommt zu dem Ergebnis, daß wegen der Verseuchung eine Sanierung des belasteten Bachabschnittes geboten sei.

Die Bürgerinitiative, die die Verunreinigungen der Kesselreinigungsfirma RBS anlastet, hat sich mit einem Schreiben an die Gemeinde gewandt: „Wir hoffen, daß sie die notwendigen Schritte unternehmen werden, um eine weitere Vergiftung zu verhindern und die bestehende Verseuchung zu sanieren.“

Zur Sanierung verpflichtet ist freilich zunächst der Verursacher und da ist der Nachweis, daß es sich um RBS handelt noch nicht erbracht. Für die Polizei kommen mehrere mögliche Verschmutzer in Betracht. Denn der Schacht, der mit dem angeblich abgedichteten Kanal unter dem Bahndamm verbunden ist, dient als Oberflächengewässerkanalisation für ganz Lahausen. Der Schacht liegt streckenweise frei und ist somit auch frei zugänglich. Kann der Verursacher nicht ermittelt werden, ist der Grundstückseigentümer sanierungspflichtig. Und das ist der Mittelweserverband.

knk