CDU sucht Visionen für die Stadtplanung

■ CDU-Bauforum diskutierte Berlins Zukunft / Viel Senatskritik und Ungeduld, aber auch wenig konkrete Vorstellungen

Berlin. „Bevor es morgen in der taz steht, daß Bausenator Nagel unwidersprochen Mieterhöhungen in der DDR angekündigt hat, dementiere ich es lieber“, meinte Staatssekretär Glotzbach vom Ostberliner Bauministerium - nicht sehr überzeugend. Das blieb auch sein einziger Beitrag auf der Veranstaltung des CDU-Bauforums am Mittwoch abend. Dafür überboten sich die Westler, Horrorszenarios an die Wand zu malen: Ab 1.Juli, so Nagel, können Privateigentümer im Osten ihre Wohnungen zu Marktpreisen frei vermieten. Dafür haben ab dann sämtliche Ostberliner Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein im Westen. Niemand werde in der Ostberliner Innenstadt investieren, denn nachdem die Bonner Regierung beschlossen habe, daß die Enteignungen rückgängig gemacht würden, werde erst einmal jahrelang prozessiert, wem die Grundstücke gehörten.

Aber auch die weitere Zukunft verheißt nach Ansicht der Diskussionsteilnehmer nichts Gutes: Doppelt soviele Autos überschwemmen die City, Millionen Menschen ziehen zu, Spekulanten kaufen die Umgebung auf, riesige Supermärkte verschandeln die grünen Wiesen, und die Bundesregierung dreht den „goldenen Tropf“ der Berlinförderung zu. „Und Sie“, attackierte Nagels Gegenpart, Ex-Kultursenator Hassemer (CDU) den Senat, „tun gar nichts, und Ihre Verwaltung plant hinter verschlossenen Türen die Stadt kaputt.“

Mit soviel Kritik stand Hassemer inmitten des CDU-Publikums dennoch relativ alleine da. Zwar gab es heftige Kritik am Senat, („terroristische Verkehrspolitik“), die jedoch richtete sich gegen die abwesende Umweltsenatorin. Bei den übrigen Diskussionsteilnehmern wurde offenbar angesichts des zeitgeschichtlichen Notstands die Sehnsucht nach dem starken Mann wach, Nagel wurde fast hofiert. „Wie geht es denn konstruktiv weiter?“ wollte jemand unter großem Beifall wissen, vereinzelt wurden Rufe nach einer „großen Koalition“ laut. So gehe es jedenfalls nicht, da war man sich einig. Man brauche eine Vision, ein Bild von der Stadt. Und das müsse schnell her. „Wir können nicht warten, bis in fünf Jahren ein Flächennutzungsplan da ist. Die Menschen fragen jetzt nach ihrer Zukunft“, meinte Diskussionsleiter Branoner: „Wir brauchen eine schnelle, transparente, konsensfähige Planung.“ Nur, wie die zustande kommt und deren Ergebnis - dies blieb auch beim CDU-Bauforum offen.

esch