Ameisenlöwen, Froschzucht und bald ein Öko-Klo

■ An der Max-Beckmann-Oberschule proben Schüler den Öko-Alltag

Reinickendorf. Mit einer Handvoll Frösche von Fabians Tante fing alles an. Grünfrösche wandern bekanntlich in ihren Heimatteich zurück, wenn sie ausgesetzt werden. Fabian, damals zehn Jahre alt, und seine Mitschüler setzten die Tiere in ihren Schulteich um und warteten gespannt darauf, daß die Frösche den Rückzug zu seiner Tante antreten würden. Aber denen gefiel's offenbar im künstlich angelegten Feuchtbiotop, was nachhaltige Wirkung auf ihren Fortpflanzungstrieb zeigte. Der Teich weist inzwischen einen deutlichen Froschüberschuß auf.

Seit fünf Jahren gibt es an der Max-Beckmann-Oberschule praktischen Anschauungsunterricht in Biologie und Ökologie in Form eines Mininaturschutzparks. 3.333 Quadratmeter umfaßt der alternative Schulgarten, der Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten bietet. Außer Fabians Fröschen leben Teich- und Bergmolche, Eidechsen und Ameisenlöwen, eine Libellenart.

Rund 20 Jugendliche arbeiten inzwischen mit, darunter auch ehemalige Schüler. Auf ein paar Quadratmetern haben sie ein Stück Heide im Kleinformat und einen japanischen Garten angelegt. Dort wachsen Maulbeerbäume, in denen demnächst die Seidenraupenzucht eröffnet wird. Zu Brennesseln hat Fabian ein freundliches Verhältnis entwickelt, seit er weiß, daß sie Lebensraum für Raupen bieten. Und „Wildrosengewächse“, doziert Hans-Ulrich Kreusler, Ökologie-begeisterter Lehrer an der Beckmann-Schule, „sind optimal für Nachtigallen“. Optimal für die Stromrechnung ist das Öko-Solar-Haus, zur Zeit Fabians zweites Zuhause. Noch fehlt die Dachbegrünung, doch die Sonnenkollektoren sind bereits aufgestellt - die Energieleistung reicht für eine warme Dusche oder heißes Wasser zum Teekochen. Auf den Kühlschrank verzichten die Schüler mangels Steckdosen und aus Abneigung gegen die FCKW -haltigen Dämmstoffe. Statt dessen buddeln sie ein Loch für den Kühlkeller.

Für allzu menschliche Bedürfnisse müssen Fabian und die anderen immer noch das Schulhaus aufsuchen. Die Öko-Toilette „mit Recycling“ ist bereits geplant. Diverse Umweltschutzvereine unterstützen das Projekt; hin und wieder fällt auch aus städtischen Beständen etwas ab, zum Beispiel zwei Schnur-Bäume aus Japan, die nach Ansicht des Gartenbauamtes für einen öffentlichen Park nicht gerade genug gewachsen waren. Jetzt stehen sie krumm im Schulgarten - gleich neben dem Weinstock, den der Bürgermeister aus Mosel an der Saar spendiert hat. Im Herbst soll der Wein „Marke Chateau Beckmann“ gekeltert werden.

Erfolgserlebnisse motivieren bekanntermaßen: die Eidechsen haben überwintert und die Frösche sich so schlagartig vermehrt, daß sie jetzt an private Teichbesitzer weitergegeben werden. Die anderen werden in Frohnauer Teichen ausgesetzt, um ihre Wanderfreudigkeit im Berliner Umland zu untersuchen.

Saliha Özaytürk