Dieters Digest

■ Kleine Nachrichten aus Berlins Hochschulen

Scheinbar harmlos standen sie da herum und warteten. Doch was sie im Schilde führten, hatte es in sich: sie planten einen Anschlag auf die preußisch-deutsche Geschichte, auf ihre ehernen Traditionen. Angeführt von Rektor Fink und verstärkt durch universitäre West-Prominenz, waren Offizielle der Humboldt-Universität auf das Gelände der Friedrich-Engels-Kaserne eingedrungen, um sie zu erobern. Jawohl, im Herzen preußisch-deutscher Geschichte, mitten in Berlin, wollten sie die Kaserne in eine Bildungsanstalt umwandeln: die Soldaten-Heimstatt der Humboldt-Universität einverleiben. Seit dem 18. Jahrhundert paradierten dort preußische Regimenter, und noch heute marschieren die Ururenkel des Alten Fritz von eben dieser Kaserne aus im Stechschritt zu ihrem Wachregiment Unter den Linden.

So leicht aber gibt sich diese vaterländische Tradition nicht geschlagen. Die Universitätsgelehrten hatten ihren Coup ausgerechnet am 17. Juni landen wollen. Gerade die Kalamitäten dieses Tages ließen die Möchtegern-Kasernen -eroberer aber unverrichteter Dinge wieder abziehen. Vergeblich warteten sie - entsprechend ihrer Vereinbarung auf die Befehlshaber der Kaserne, die den militärischen Komplex offiziell der Humboldt-Universität übergeben sollten. Ministerpräsident de Maiziere und Verteidigungsminister Eppelmann hatten an jenem Tag in der Volkskammer alle Hände voll zu tun, um die von der DSU eingeleitete Sturzgeburt eines einig deutschen Vaterlandes zu verhindern. Nachgeholt wird der Akt nun aber auf jeden Fall: Mit den Gebäuden der Friedrich-Engels-Kaserne soll die Humboldt-Universität die ärgsten ihrer gravierenden Raumprobleme lösen.

Nicht ganz so eisern wie in der Diskussion um die Einführung eines Numerus clausus zeigte sich Wissenschaftssenatorin Riedmüller bei der Auflösung der Akademie der Wissenschaften. Für eine erneute Diskussion des Status der Berliner Akademie sprach sich Senatorin Riedmüller aus. Durch die politische Entwicklung werde sich die gesamte Berliner Hochschul- und Forschungslandschaft stark verändern. In einer Stellungnahme zum Isensee-Gutachen hob sie hervor, der Rechtswissenschaftler halte die Auflösung der Akademie für nicht verfassungswidrig. Der Senat müsse die Möglichkeit haben, eine von ihm geschaffene Körperschaft des öffentlichen Rechts auch wieder aufzulösen, betonte sie.

Dieter Hufutu