Fünf Milliarden DM für die Sowjetunion

■ Bankenkonsortium will mit dem Mammut-Kredit die Zahlungsprobleme Moskaus überbrücken

Berlin (taz/ap) - Die Sowjetunion wird von einem bundesdeutschen Bankenkonsortium einen Kredit in Höhe von fünf Milliarden DM erhalten. Wie aus Frankfurter Bankenkreisen gestern verlautete, werden die beiden Branchenführer Deutsche und Dresdner Bank dabei die Federführung übernehmen. Der ungebundene Finanzkredit soll von der Bundesregierung verbürgt werden. In einer Sondersitzung muß der Haushaltsausschuß des Bundestages heute darüber entscheiden.

Der Kredit ist als Überbrückungshilfe gedacht und soll die Sowjetunion vor allem in die Lage versetzen, ihre Schulden bei westlichen Lieferanten zu begleichen, bis ein umfassenderes Kreditpaket zusammengeschnürt ist. Über die langfristige Finanzhilfe der westlichen Industrieländer für die Sowjetunion wird Anfang nächster Woche auf dem EG-Gipfel in Dublin beraten werden. Schließlich soll das Kreditpaket auf dem Weltwirtschaftsgipfel Anfang Juli mit den USA und Japan abgestimmt werden.

Für die konzertierte Kreditvergabe an die Sowjetunion sind verschiedene Möglichkeiten in der Diskussion. So soll z.B. die vor kurzem gegründete Osteuropa-Bank in größerem Umfang Gelder für die Sowjetunion bereitstellen. Bis jetzt ist vorgesehen, die Kredite auf die Höhe der Kapitaleinlage Moskaus zu begrenzen. Auch an das Instrumentarium von IWF und Weltbank wird gedacht.

Dem steht jedoch die bisherige Weigerung der beiden Washingtoner Finanzinstitutionen entgegen, auf die Beitrittsgesuche Moskaus positiv zu reagieren. Fraglich ist auch, ob die Sowjetunion wirklich bereit ist, sich einem streng marktwirtschaftlichen Programm des IWF zu unterwerfen, um an entsprechende Finanzhilfen zu kommen.

Außerdem sind eine Reihe weiterer Modelle in der Diskussion, mit Westkrediten bestimmte Projekte zu finanzieren, wie zum Beispiel die Erschließung sowjetischer Rohstoffvorkommen.

si