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„Bei Sanktionen bleiben“

Südafrika-Konferenz der IG Metall mit GewerkschaftskollegInnen aus der Kaprepublik  ■  Aus Frankfurt Heide Platen

„Das rassistische Mittelmanagement ist ein großes Hindernis“, erklärte Brian Fredericks gestern auf der Südafrika-Konferenz der Industriegewerkschaft Metall (IGM). 23 schwarze Gewerkschafter und eine Gewerkschafterin aus den Tochterfirmen internationaler Konzerne im Apartheid-Staat waren nach Frankfurt gekommen, um mit Unternehmern und bundesdeutschen KollegInnen ihre Situation zu diskutieren.

Zu Beginn des Treffens verlas IGM-Vorstand Franz Steinkühler ein 16seitiges Statement, in dem er ebenso Lob für die ersten Reformen des neuen Regierungschefs de Klerk wie auch Verständnis für die nachdrücklichen Forderungen des ANC-Führers Nelson Mandela ausdrückte. Vor dem Hintergrund der Entwicklung in Südafrika, der Verhandlungen zwischen Regierung und ANC, schlug er vor, „unsere Position zu Wirtschaftsboykotts, Wirtschaftssanktionen, Desinvestment zu überprüfen“.

Steinkühlers Überlegungen mündeten vorerst in das Fazit: „Eine Aufgabe der Sanktionen zum gegenwärtigen Zeitpunkt wäre, wie auch immer man zu Wirtschaftssanktionen als Mittel der Außenpolitik steht, ein großer Fehler.“ Dies habe sich die Regierung de Klerk selber zuzuschreiben, die mit „wahrer Wollust ganze Müllhalden des Mißtrauens aufgetürmt“ habe. Allerdings könne es für „echte Verhandlungen“ als „erstes Zeichen der Anerkennung“ zum Beispiel eine Lockerung beim Kultur- und Sportboykott geben. Wenn dies in Kreisen des ANC „von vielen“ als „Verrat“ gewertet werde, sei das verständlich, aber: „Auch seinen Freunden muß man sagen, wann es schwierig wird, eine Position noch glaubwürdig zu vermitteln.“

An die Adresse der Firmenleitungen richteten die Gewerkschafter den Appell, zusätzlich zum 1988 von bundesdeutschen und südafrikanischen Metallern erarbeiteten 14-Punkte-Programm, das gewerkschaftliche „Mindeststandards“ festschreibt, mehr für Ausbildung und Qualifizierung schwarzer Arbeitnehmer zu tun. Für die Siemens Ltd. sah Südafrika-Geschäftsführer Trotskie diese Forderung schon verwirklicht. Seine Firma bilde Lehrlinge aus und dränge die Fachschulen zur Aufnahme Schwarzer. Selbstgestecktes Ziel sei es auch, Schwarze in die Managment-Etagen zu holen: „Das ist absolut lebenswichtig.“ „Denn“, sah Trotskie in die Zukunft, „das Reservoir der Arbeitskräfte sind die Schwarzen.“

Der Frage einer Zusammenarbeit zwischen schwarzen und weißen Gewerkschaftern standen die Gäste skeptisch gegenüber. Die wenigen Weißen, die sich mit ihnen zusammengefunden hätten, seien bedroht worden und hätten sich deshalb wieder zurückgezogen. Abinaar Komane Pilane (NUMSA) erklärte: „Es ist politisch nicht die Zeit, Teile der weißen Arbeiter zu gewinnen.“ Dazu seien die Interessenkonflikte derzeit zu groß. Seine Organisation wolle sich jedoch „politisch bemühen, Rassismus zu vermeiden. Aber das ist sehr schwer.“ Allerdings seien die weißen Arbeiter, die um ihre Privilegien fürchten, „keine wirkliche Bedrohung für den Verhandlungsprozeß.“

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