Die Erde bebt im nördlichen Iran

■ Mindestens 2.000 Tote und Tausende von Verletzten / Straßen verschüttet, Strom- und Wasserversorung unterbrochen / Beben mit Stärke 7,3 auf der Richter-Skala / Weitere mit Stärke 7,7 und 6,5

Teheran (afp/ap) - Bei einem verheerenden Erdbeben im Norden und Westen Irans sind in der Nacht zum Donnerstag mehr als 2.000 Menschen ums Leben gekommen. 5.000 weitere wurden verletzt. Die Teheraner Behörden rechnen jedoch mit weiteren Opfern, da große Teile des Katastrophengebietes unzugänglich und zahlreiche Orte durch Erdrutsche von der Außenwelt abgeschnitten waren. Das Beben der Stärke 7,3 auf der nach oben offenen Richterskala suchte den gesamten Nordwesten des Landes heim. Es war das schwerste in Iran seit 1978. Damals waren 25.000 Opfer zu beklagen.

Nach US-Messungen kam es gestern morgen im Kaspischen Meer nördlich Irans zu einem zweiten Beben der Stärke 7,7, das möglicherweise im Süden der Sowjetrepublik Aserbaidschan Todesopfer forderte. Nach Angaben von Radio Teheran erschütterte es die Provinzen Teheran, Sandjan und Ghilan und richtete erhebliche Schäden an. Allein in der Provinz Sandjan nordwestlich von Teheran fanden 700 Menschen den Tod und wurden 2.000 weitere verletzt.

In der Provinz Ghilan an der Küste des Kaspischen Meeres, wo das Epizentrum des Bebens lag, kamen 300 Personen ums Leben, mindestens 1.000 weitere wurden verletzt. 70 Prozent der Gebäude in Ghilan wurden schwer beschädigt. Besonders stark betroffen war die 300.000-Einwohner-Stadt Rascht. Aus Teheran, wo das Beben deutlich zu spüren war und Panik unter der Bevölkerung verursachte, wurden bis zum Nachmittag weder Opfer noch Sachschäden gemeldet. Auf den ersten schweren Erdstoß um 0.31 Uhr Ortszeit (23.01 Uhr MESZ), folgte ein zweites Beben der Stärke 6,5.

Das gesamte Ausmaß des Schadens war gestern noch nicht abzusehen, da Nachrichtenverbindungen unterbrochen und Straßen verschüttet waren. Weite Teile des Landes waren von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten. Radio Teheran zufolge waren drei Armeeflugzeuge im Einsatz, um die Verletzten in Krankenhäuser zu bringen. Sechs Hubschrauber des Roten Halbmondes brachten bis gestern mittag 3.000 Zelte, zehn Tonnen Reis und 8.000 Decken in das Katatstrophengebiet. Die iranische Regierung stellte für die ersten Hilfsoperationen umgerechnet rund 25 Millionen Mark zur Verfügung.