Das kleine Rücken-ABC

■ Rückenschule: Nachbereitung und Vorbeugen gegen Rückenkrankheiten

Die Grundidee war ein ganzheitlicher Ansatz für Bewegung und Kopf. „Haltungsschäden“, so glaubt Inga Zeiß vom Verein Rückenschule, „sind auch immer Resultat eines seelischen Ungleichgewichts“. Mittlerweile verkümmert die therapeutische Linie zu Gunsten des Körpers: „Die Leute kommen in erster Linie zu uns, um sich zu bewegen.“

Das können sie in der Rückenschule reichlich und vielfältig. Für Yogakurs und Tanz, für Massage, Bewegungstraining, Kranken- und natürlich Rückengymnastik stehen dem Verein zwei Gymnastikräume in der Neustädter Hermannstraße zur Verfügung. Zwischen sechs und zwölf Personen werden in einem Kurs durch kompetente Fachkräfte zur richtigen Bewegung angeleitet, der Verein, der erst im letzten Jahr gegründet wurde, zählt derzeit 120 KursteilnehmerInnen.

Das Programm besteht aus 14 verschiedenen Kursen und ist noch ausbaufähig. Für drei Monate zahlen die TeilnehmerInnen 150 Mark, die Kurse laufen wöchentlich für eineinhalb Stunden. Wer mit einem ärztlich attestierten Rückenleiden zur Gymnastik kommt, sollte bei seiner Krankenkasse anfragen: Bis zu 50 Prozent zahlen die meisten Kassen (außer AOK und Barmer) für eine ordentliche Rehabilitationsbehandlung außerhalb einer Arztpraxis dazu.

Doch man muß nicht erst am Stock gehen, bevor man mit Bewegugsübungen beginnt. Die Kurse dienen ganztägigen Berufssitzern oder Bewegungsschlaffis zur Vorbeuge gegen einen drohenden Bandscheibenvorfall oder ähnliche Erkrankungen. Denn treffen kann es jeden: Nicht nur der schwere Kartoffelsack klemmt die Nerven des Ungeübten zwischen den Bandscheiben fest, sondern jede falsch ausgeführte Bewegung kann zu einem argen Zipperlein „achtern“ führen. Auf der letzten Hafa-Messe demonstrierte die Rückenschule falsche, alltägliche Bewegungsabläufe, die zur Rückenkatastrophe führen können: Vom Sitzen

bis zum falschen Staubsaugen lauern täglich tausend Gefahren.

Der Orthopäde Jörg Weinert begrüßt die Einrichtungen kompetenter, gymnastischer Betreuungsstellen als wirksame Nachbehandlung und effektive Vorbeugung gegen Rückenschmerzen. „Wen wir einmal am Rücken behandelt haben, der muß praktisch sein Leben lang Gymnastik machen, wenn er uns nicht wiedersehen will.“

Für Weinert sind Rückenschulen verläßliche Einrichtungen zur Nachbehandlung, doch innerhalb seines Berufsstandes melden sich Kritiker, die die Nachbehandlungskosten lieber in den eigenen Beutel stecken wollen. über den Gesetzgeber wollen die um ihre Klientel bangenden Ärzte die formalen Bedingungen für derartige Schulen so erschweren, daß die sie praktisch aus dem Rennen geworfen werden. ma