250 Millionen PDS-Mark für die Humboldt-Uni

■ Rätselraten um neunstellige Überweisung aus der Parteikasse der PDS: Rückerstattung von Parteibeiträgen oder Spende?

Ost-Berlin. Für Verwirrung hat in der vergangenen Woche der stellvertretende PDS-Vorsitzende Pohl gesorgt, als er auf einer Pressekonferenz einen Bericht zu den Vermögensverhältnissen der SED-Nachfolgerin vorlegte. Denn neben der Auflistung der genauen Empfänger des an den Staatshaushalt in den letzten Monaten abgeführten Drei -Milliarden-Betrags enthielt der Pohl-Bericht unter Punkt 10 eine Passage, in der die Ostberliner Humboldt-Universität als Empfänger einer 250-Millionen-Mark-Spende genannt wird.

Der 'Tagesspiegel‘ vermeldete unter Verweis auf den Pressesprecher der Universität, Renatus, daß es sich bei den Geldern um rückerstattete Parteibeiträge ehemaliger SED -Mitglieder der Universität handelte. In der Finanzabteilung der PDS wollte man von solchen Zusammenhängen allerdings nichts wissen. „Da könne ja jedes Ex-Mitglied seine gezahlten Beiträge zurückfordern und schließlich wurde niemand gezwungen, Mitglied der Einheitspartei zu werden oder zu bleiben.“ Richtig ist, so verlautet aus der Parteizentrale, daß die 250 Millionen der Universität auf Anfrage ihres neuen Rektors Fink überwiesen wurden, da die Hochschule nicht in den Genuß der von der Regierung vergebenen PDS-Milliarden kam. Aus der näheren Umgebung Finks ist inzwischen bekanntgeworden, daß es zwischen dem Theologen und PDS-Chef Gysi einen Briefwechsel gegeben haben soll. Fink hat in seinem persönlichen Schreiben eine Rückzahlung der seit 1946 von den SED Mitgliedern der Universität gezahlten Beiträge gefordert und auch Zahlen genannt, die aber weit über den von der PDS gespendeten 250 Millionen lagen.

Parteimitglieder hatten durchschnittlich drei Prozent ihres Bruttoeinkommens an die SED-Kasse abzuführen. 1989 kamen so aus den Portemonnaies der 2,3 Millionen Genossen 710 Millionen Mark auf die Konten der Partei. Die auf 400.000 Mitglieder geschrumpfte PDS würde unter den Rückzahlungsforderungen ihrer Ex-Mitglieder vermutlich finanziell völlig zusammenbrechen. Deshalb ist man in der PDS-Zentrale nun nicht daran interessiert, der Fink -Forderung nachzukommen und damit einen Präzedenzfall zu schaffen.

a.m.