Autonomer Anschluß?

Sicherheitspartnerschaft oder Molotowcocktails  ■  K O M M E N T A R

Die Demonstration vom Samstag war ursprünglich als „Aktion der Antifaschistischen Selbsthilfe“ geplant. Sie sollte an den Häusern der Lichtenberger Weitlingstraße, die von Rechtsradikalen besetzt sind, vorbeiführen, und zeigen, daß die Linken dieser Stadt nicht bereit sind, ihrem Treiben tatenlos zuzuschauen. „Wir wehren uns nur, wenn wir angegriffen werden“, hieß es noch in einem Aufruf - aber es kam ganz anders. Man konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, daß da jemand die im Osten ausgebliebene 1.-Mai -Randale nachholen wollte, daß es irgend jemandem nicht paßte, daß es dort im Gegensatz zum Westen Sicherheitspartnerschaften zwischen Links-Autonomen und der Polizei gibt. Die schockierten Ost-Demonstranten wurden als spinnerte „Gewaltfreie“ belächelt, denen man erstmal zeigen müsse, wo es lang geht. Schließlich hat man ja reiche Erfahrungen aus dem Westen.

Somit hat die allgemeine Vereinnahmung des Ostens auch die Autonomenszene erreicht. Wie weiland die Herren Kohl und Momper belehren nun auch schon die West-Autonomen ihre dummen „Kollegen“ im Osten. Es wird an den Ostlern selbst liegen, sich entweder von ihren falschen Brüdern loszusagen und den begonnenen Weg der Gewaltlosigkeit fortzusetzen, oder in eine ausweglose Konfrontationssituation zu geraten. Denn daß ein Polizist, der mit Brandflaschen und Steinen beworfen wurde, mit der gleichen Einsatzbereitschaft wie zuvor ein in Prenzlauer Berg besetztes Haus vor Fascho -Angriffen schützen wird, darf bezweifelt werden.

Olaf Kampmann