Steilpaß zum wahren Heino

■ Schallplatten zur Fußball-Weltmeisterschaft

P R E S S - S C H L A G Musik braucht Atmosphäre. Von wegen ganzheitlichem Genuß und so. Die wirklich stilvollen Menschen zünden deshalb zu Beethoven handgeformte Kerzen an, bei Mozart wird das Fenster aufgemacht und eine Melange serviert; die nekrophilen Freunde von Bruckners Neunter hören manche Teile nur unter der Bettdecke.

Legen Sie also, um Himmelswillen, die hier erwähnten Neuerscheinungen nicht einfach auf den Plattenteller! Begehen Sie keinen Frevel! Zuerst die Grundausstattung besorgen und alles akkurat bereitstellen! Dazu gehört: Dosenbier, jede Menge; Currywurst (fettig!) mit Pommes, wahlweise lauwarm oder kalt; Fußballtrikot der Lieblingself; zum Lesen alle WM-Sonderhefte; als Dekoration ein Poster der Nationalmannschaft. Den Verstärker jetzt auf volle Kraft stellen und es macht nach der stadionbekannten Melodie...

“...Ole, oleoleolee, in Neapel fällt der Schnee...

Ole, oleoleolee, übers Spielfeld läuft ein Reh.“

Es ist vom wahren Heino sehr rücksichtsvoll, die Hörer intellektuell für die harte Zeit der WM nicht zu überfordern. Selbst wer der Wurst wegen bereits über der Kloschüssel hängt und den Bittergeschmack mit Pils weggurgelt, kann die Hauptbotschaft der Scheibe noch aufnehmen: „Ein Mann, ein Ball und ein Schuß, und Tooor.„

Ganz große Klasse! Hier zeigt sich die geniale Umsetzung der Synthese von Musik und Sportart, welche ja „gerade wegen ihrer einfachen Regeln so beliebt ist“ (Herberger/Rummenigge). Und um nicht zu verheimlichen, was sich auf „„Ole, oleoleolee“ noch so alles reimt: „Maradona im OP - Gegentore, die tun weh - Beim Zweikampf, bricht der Zeh - Beckenbauer, sagt ade - unsre Mannschaft, ist okay.„

Die Single vom SEK-Freiburg knüpft hier nahtlos an: Der Ball der machte wumm, da fiel der Teamchef um. Es braucht sich also niemand umzuziehen oder die Pommes aus dem Fenster zu werfen, denn Good bye Franzl ist ziemlich eingängig in Ton- wie Wortfolge. „Good bye Deutschland, good bye DFB - dieser Abschied war vorherbarseh.“ Hörfehler? Reimzwang? Auf der Rückseite flutscht's besser: „Steiler Paß, die machen wir naß.“

Jawohl, das ist die Musik dieser 14. Fußballweltmeisterschaft. Weg mit dem ganzen Geschnulze von Giorgio Moroder, ARD-Fettwänsten und anderen gesanglichen Trittbrettfahrern! Ein kurzer Einkaufsbummel: Plattenladen, Getränkemarkt, werden zu einem persönlichen Höhepunkt der WM -Geschichte.

Herr Thömmes

Der wahre Heino & die wahre Elf: 1 Mann, 1 Ball.

SEK-Freiburg: Good bye Franzl/Steiler Paß